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Dr. Schiff: Werden nicht nnch Tischarbeiterinnen nen aufgenommen, wenn das Geschäft sehr stark geht? — Exp. Nr. 130: Nein. Wenn mehr Tischarbeit da ist, so wird sie außer Haus gegeben.
Dr. Schwiedland: Werden die älteren Arbeiterinnen, die bei Ihnen berücksichtigt werden, nicht mit der Zeit weniger leistungsfähig ? — Expertin Nr. 130: Nein.
Dr. Schwiedland: Wird nicht anf die Geschicklichkeit und exacte Arbeit, sondern blos auf das Dienstesalter gesehen? — Exp. Nr. 130: Je länger Eine d'rin ist, desto besser arbeitet sie ja.
Dr. Schwiedland: Sie haben oom Stanzen gesprochen. Worin besteht diese Arbeit? — Exp. Nr. 130: Da werden die Zungen gemacht, und zwar werden sie mit einem einfachen Schlägel gestanzt, wir haben keine eigenen Maschinen dazu. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) Unsere Arbeitszeit ist von 7 Uhr Früh bis 12 Uhr Mittags und von 1 Uhr bis 6 Uhr Abends. Wir haben keine Unterbrechung für Frühstück und Jause, sondern wir essen während der Arbeit. Es gibt aber Fabriken, wo für Frühstück und Jause je eine viertelstündige Pause eingeführt ist; da müssen aber die Arbeiterinnen diese Zeit nachher einbringen, indem sie eine halbe Stunde länger arbeiten. Wir haben keine Sonntagsarbeit und weder Nachtarbeit noch Ueberstunden. Bei den Kleinmeistern kommt es vor, daß zwei, drei Stunden länger gearbeitet werden muß. In den Fabriken ist auch nur sehr selten Feiertagsarbeit, und zwar nur an Vormittagen. Hiefür wird bei uns der ganze Tag, in anderen Fabriken nur ein halber Tag gezahlt. Bei Kleinmeistern wird oft regelmäßig jeden Feiertag Vormittags, manchmal auch bis 4 Uhr Nachmittags gearbeitet. Wir haben keine Kündigungsfrist. Am Samstag kann Jede aus der Arbeit treten, und auch der Herr kann sie am Samstag entlassen. Es kommt nicht vor, daß eine Arbeiterin an einem Wochentage weggeschickt wird, außer wenn sie ein Vergehen begangen hat. Ich bin die Aelteste im Geschäft und verdiene st. 10 wöchentlich. Der mindeste Lohn der Näherinnen bei uns ist fl. 7'50, der höchste st. 8'50. Ich bin die Einzige, die sl. 10 hat. Die Arbeiterinnen bei den Einfaßmaschinen haben sl. 9'50, sechs Näherinnen haben fl. 8'50, eine hat fl. 7'50 und die übrigen fl. 8. Die beiden Laufmädchen haben einen Anfangslohn von sl. 2, wenn sie noch gar nichts können. Nach kurzer Zeit verdienen sie mehr, bis zu fl. 5. Es dauert vielleicht zwei, drei Monate bei einem Mädchen von mittlerer Fähigkeit, bis sie zur Tischarbeit kommt. Die wirklichen Tischarbeiterinnen haben bei uns den Mindestlohn von fl. 6'50.
Exp. Nr. 132: Das ist nur bei Ihnen, sonst haben die Tischarbeiterinnen fl. 4 bis 6.
Exp. Nr. 130: Die Saison übt auf die Lohnhöhe keinen Einfluß aus. ^lieber Befragen.) Die Borrichter werden nach Stück bezahlt. Die Frauenarbeit wird bei uns nur nach der Woche bezahlt. Es gibt aber auch Fabriken, wo auch die Frauen im Accord arbeiten. Wenn viel zu thun ist, nehmen die Tischarbeiterinnen Arbeit nach Hause und werden für diese per Stück bezahlt. Da wird ausgerechnet, wie viel die Arbeiterin in einer Stunde in der Fabrik macht, und darnach der Stücklohn bestimmt. Die Heimarbeiterinnen, welche das Ausschneiden besorgen, werden per Stück gezahlt; sie bekommen für das Dutzend 12 bis 15 kr. Diese Arbeit ist sehr leicht. Es wird mit einer großen Scheere rund herumgeschnitten. Sie brauchen vielleicht zu einem Dutzend eine Stunde. Ich weiß eine Ausschneiderin in einer Fabrik, welche sl. 7 in der Woche verdient. Strafen und Abzüge kommen bei uns nicht vor. Wenn eine öfter zu spät kommt, so wird ihr ein Verweis ertheilt. Wir haben keine Materialien beizustellen. Die Heimarbeiterinnen müssen nur ihre Scheere und die Nadeln selbst beistellen, was nicht viel ausmacht.