die Vermittlung benutzen will, muß man Mitglied des Vereines sein und monatlich 20 kr. zahlen. Aus diese Weise kommt ein Platz theuerer, als wenn ich zur Zubringern: gehe. Von Rechtswegen sollte die Genossenschaft unentgeltlich die Vermittlung besorgen, weil wir ja gelernte Arbeiterinnen sind. Wir Arbeiterinnen sind schon einmal in dieser Sache zusammengetreten; da wollte uns die Genossenschaft ein Parterrelocal am Salzgries geben, aber man kann doch nicht von uns verlangen, daß wir uns so weit von den Arbeitsstätten am Salzgries herumkugeln, und wir waren damit nicht einverstanden.
Vorsitzender: Auf welche Weise sind denn alle Arbeiterinnen zusammengekommen? — Exp. Nr. IM: Bei der Zubringern: kommen wir ja immer in großer Zahl zusammen.
Dr. Schmied land: Es soll auch eine Vermittlung durch den Magistrat vorhanden sein, diese ist aber wirkungslos.
Expertin Nr. 134 «über Befragen des Vorsitzenden): Ich bin seit Anfang dieses Jahres im Thierarznei-Jnstitute und verrichte dort nur eine Aushilfsarbeit. Es wurde nämlich von einen: Professor ein Impfstoff zur Vertilgung der Feldmäuse erfunden, bei dessen Versendung Arbeiterinnen beschäftigt sind. Wir müssen zuerst die Eprouvetten ausputzen, da sie von Deutschland in Holzwolle und Haaren verpackt hereinkommen. Darm werden sie mit Wattastöpseln versehen, sterilisirt, von: Assistenten angefüllt, wieder sterilisirt, schief gelegt, mit Impfstoff versehen, verpackt und nach Böhmen, Mähren und Ungarn verschickt. Es wurden anfangs vier, dann noch fünf Mädchen aufgenommen, so daß wir nenn waren. Nun wurden gestern diese fünf entlassen, und wir vier arbeiten weiter. Wir werden nunmehr die Arbeit zu Ende führen, dieselbe wird aber nicht länger wie etwa vier Wochen dauern. Früher war ich bei der Metall- Industrie. Da hat sich nun das Thierarznei-Jnstitut an den Verein für Arbeitsvermittlung gewendet, daß er intelligente Mädchen hinschickt. Ich hatte damals keine Arbeit, und nachdem es ja einer Arbeiterin selten möglich ist, bei einer Industrie auszuhalten, so bin ich hingegangen. Die dort beschäftigten Arbeiterinnen recrutiren sich aus Arbeiterkreisen. Es ist auch eine Frau darunter, deren Mann Geschäftsdiener ist. Wir arbeiten von halb 8 bis 12 Uhr Mittag und von halb 2 bis 0 Uhr Abends. Wir machen aber jetzt Ueberstunden und auch Sonntagsarbeit. Nachdem die Arbeit in: Frühjahr vollendet sein muß, da das Gift ausgestreut werden muß, bevor die Saat in die Erde kommt, so hatten wir sehr viel zu thun. Außerdem sind wir vor den Osterfeiertagen gestanden, wo sich doch jede Arbeiterin etwas kaufen muß, und da mußten wir trachten, daß Ueberstunden gemacht werden. Ich war freilich nicht dafür, weil ich mir gedacht habe, es sollen neue Arbeiterinnen aufgenommen werden. Es ist mir aber nicht gelungen, mit dieser Ansicht bei den Arbeiterinnen durchzudrängen, und so haben wir den Herrn Professor gefragt, ob wir mehr arbeiten dürfen. Er sagte: „So lange Sie wollen und wann Sie wollen." Es wurde auch der Preis für Ueberstunden von uns fixirt. Ich habe am Sonntag nur bis 1 Uhr arbeiten wollen, aber eine andere Arbeiterin wollte durchaus bis 3 Uhr arbeiten. Wir arbeiten täglich bis 8 Uhr und an: Samstag bis 7 Uhr, machen also Samstag eine und fönst zwei Ueberstunden. Sonntag bekommen wir den ganzen Tag gezahlt, wiewohl wir nur bis 1 Uhr arbeiten. Wir haben während der Arbeitszeit zwar keine Pausen, aber wenn wir uns Zeit zum Essen nehmen, so sagt uns Niemand etwas, denn es ist das überhaupt die beste Arbeit, die ich je gehabt habe. Ich wohne ziemlich weit entfernt von der Arbeit, ebenso andere Mädchen. Wir gehen deshalb zu Mittag nicht nach Hause, sondern wir holen uns das Essen und verzehren es in: Arbeitslocal.
Es wurde keine Kündigungsfrist vereinbart, und die Arbeiterinnen, welche Samstag entlassen wurden, sind gleichfalls ohne Kündigung gegangen.