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Dr. Frey: Gibt es auch Heimarbeiterinnen, die eine Maschine haben und für Detailgeschäfte arbeiten? Exp. Nr. 135: Nicht viele.

Dr. Schwiedland: Müssen denn die Arbeiterinnen nicht besonders auf Reinlichkeit achtgeben, und ist es da möglich, daß sie zum Beispiel die Wirthschaft führen, vom Kochtops wegspringen und einen Glacehandschuh nähen und dann wieder am Herd arbeiten? Exp. Nr. 135: Nein, sie müssen sich das halt eintheilen.

Dr. Schwiedland: Auf welche Weise haben Sie die Arbeit für die Provinzfirma bekommen? Exp. Nr. 135: Ich bin recommandirt worden.

Dr. Schwiedland: Ist das der einzige auswärtige Unternehmer, für den Sie arbeiten? Exp. Nr. 135: Ich arbeite außerdem noch für ein anderes auswärtiges Geschäft. Ich habe dem Inhaber dieser Firma geschrieben, daß ich schon elf Jahre für die Provinz arbeite, und da schickt er mir hie und da Arbeit.

Dr. Schwiedland: Was ist Ihre eigentliche Thätigkeit in Ihrem Betriebe? Exp. Nr. 135: Wenn ich mit meinem Dienstmädchen die häuslichen Arbeiten fertiggestellt habe, so nähe ich selbst mit; außerdem sehe ich natürlich die Arbeit vor dem Abliefern durch.

Frl. Fickert: Sie sagten, daß Sie 6 kr. für ein Paar bezahlen. Nun haben wir von Expertinnen gehört, daß sie per Dutzend nur 10 bis 12 kr. verdienen. Exp. Nr. 135: In manchen Geschäften wird per Tag gezahlt, und die Arbeiterinnen müssen täglich eine bestimmte Aufgabe machen. Das ist also nicht gleich.

Weiß: Wie viel beträgt die Bezahlung seitens der Fabrikanten? Exp. Nr. 135: 10 bis 13 kr. 13 kr. werden für vierknöpfige Handschuhe gezahlt, manchmal auch nur 10 kr. und sogar 9 kr. Solche Arbeiten kann ich nicht übernehmen, denn ich zahle für das Nähen 6 kr., und das Aus­fertigen kommt mir auf mindestens 4 kr.

Dr. Schwiedland: Müssen Sie die Knöpfe selbst beistellen? Exp. Nr. 135: Nein, nur den Zwirn und die Nadeln. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) In anderen Betrieben werden die Mädchen viel schlechter bezahlt. Es gibt eine Anstalt, wo die Mädchen 18 Paar pro Tag nähen müssen, und dort müssen sie auch die Knopflöcher mit der Maschine nähen, während sie bei uns mit der Hand genäht werden. Diese Mädchen bekommen die ganze Verpflegung, sl. 8 Monatslohn und st. 3 Nachtmahlgeld. Kost und Quartier schätze ich auf sl. 3'50 wöchentlich ohne Nachtmahl.

Dr. Schwiedland: Das wären im Ganzen etwa st. 24 monatlich, ' also st. 6 wöchentlich, pro Tag fl. 1. Sie müssen also für sl. 1 18 Paar ganz fertig machen? Exp. Nr. 135: So ist es; wenn bei mir eine Arbeiterin die Knopflöcher auf der Maschine ausnützt, so bekommt sie dafür noch extra 1 kr. per Paar. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) Die Arbeits­zeit ist bei mir von 7 bis 12 Uhr Mittags und von 1 bis 8 Uhr Abends. Wenn wenig Arbeit da ist, wird nur bis 7 Uhr gearbeitet. Zu Mittag wird niemals gearbeitet. Es haben alle Mädchen die Kost bei mir. Ueber- stunden kommen selten vor, es wird dann bis halb 9 Uhr gearbeitet. Es wird keine Arbeit nach Hause gegeben, und ich beschäftige auch keine Heim­arbeiterinnen. Ich habe dreitägige Kündigung.

Dr. Frey: Wie lang braucht ein Mädchen, um 18 Paar Hand­schuhe herzustellen? Exp. Nr. 135: Wenn sie flink ist, 12 Stunden.

Dr. Frey: Wie viel Paar werden bei Ihnen von einem Mädchen an einem Tag gemacht? Exp. Nr. 153: Das ist verschieden, 15, 16 bis 18, aber ohne Knopflöcher, denn diese müssen, weil es der Fabrikant ver­langt, mit der Hand genäht werden. Ich kenne auch noch eine Anstalt, wo sechs Arbeiterinnen zusammen 158 Paar pro Tag nähen müssen. Dort ist auch Arbeitstheilung eingeführt.

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