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Arbeit viel ausgesetzt wird? Exp. Pollak: Ja, das ist uns schon zu Ohren gekommen. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.'! Wir beschäftigen keine Kinder unter 14 Jahren. In der letzten Zeit hatten wir nur 60 jugendliche Hilfskräfte von 14 bis 16 Jahren. Die Frauen benn Gonffriren, welche ähnlich wie bei der Bnchdruckerei das Papier in die Maschine hineinlegen und es herausnehmen, haben Schutzvorrichtungen gegen Handverletzungen. Es kommen zu uns jeden Tag Arbeiter, die um 7 Uhr vor dem Thor- stehen und anfragen, ob keine Arbeit da ist. Wenn wir Leute brauchen, so fragen wir sie, wo sie früher waren, weil wir am liebsten Leute aus einer verwandten Branche aufnehmen, und dann werden sie von den Abtheilungs­leitern in den einzelnen Stockwerken aufgenommen. Diese haben das Recht, die Leute aufzunehmen und zu entlassen, wie es auch in der Fabriksordnung bestimmt ist. Wir haben keine Lehrmädchen. Die neu Eintretenden werden zu 10 oder 12 zusammengesetzt und von einer älteren Arbeitskraft unter­wiesen. Die letztere steht im Wochenlohn und muß eben jede Stunde oder halbe Stunde nachsehen, wie die Neulinge arbeiten.

Exp. Schnabl (über Befragen des Vorsitzenden): Die Technik bei der Erzeugung der Ei g a r ett e n h üls e n ist folgende: Das Papier wird auch zuerst geschnitten, aber in viel kleinere Formate, und ebenso wird das sogenannte Mundstückpapier eonisch geschnitten.

Exp. Pollak: Hieraus nimmt das Mädchen das Hülsenpapier, welches mit Kleister angestrichen ist, und macht zuerst die leeren Hülsen aus einem Metallstab fertig, und zwar zu je 500 bis 1000 Stück. Hierauf wird das Mundstück einfach zusammengerollt und in die Hülsen hineingesteckt. Dann theilen sie die fertigen Cigarettenhülsen sammt dem Mundstück zu je 100 Stück ein und geben sie in die Cartons.

Dr. O fn er: Diese Arbeit wird auch von Hausarbeiterinnen gemacht. Wie oft kommt eine solche Frau, um die Arbeit zu holen? Exp. Pollak: Einmal in der Woche. Sie kommt, liefert die Waare, und die noch nicht fertigen Hülsen werden ihr schon in Packeten vorbereitet. Dann bekommt sie ihr Geld und geht. Das Ganze dauert kaum eine Viertelstunde. Die Controle der abgelieferten Waare erfolgt erst, nachdem sie schon fortgegangen ist. Es bat nämlich jede Arbeiterin ihre Nummer auf den Schachteln, und wenn die Waare schlecht ist, so wird ihr das nächste Mal ein Verweis gegeben, und wenn sie es noch öfter schlecht macht, so entlassen wir sie. Abzüge' werden nicht gemacht.

Dr. Schüller: Ist Ihnen nicht bekannt, daß in einigen Betrieben die Arbeiterinnen bei der Controle dabei sein müssen? Exp. Schnabl und Pollak: Nein, das ist uns nicht bekannt.

Vorsitzender: Eine Arbeiterin hat gesagt, daß zweimal in der Woche geliefert wird. Exp. Pollak: Nein; jeden Tag haben beiläufig 25 Arbeiterinnen ihren Liefertag. Wenn die Betreffende an ihrem Liefertage nicht kommt, so ist sie gewöhnlich so anständig und schreibt eine Karte, worin sie sich entschuldigt. Wenn sie aber keine Karte schreibt, so macht das auch nichts, sie kommt halt an einem anderen Tage liefern.

Vorsitzender: Es wurde uns von einem Betriebe geschildert, daß, wenn sie einen Liefertag versäumt, sie erst am nächsten Liefertage frische Arbeit bekommt. Exp. Pollak: Bei uns kann sie täglich liefern und die Waare abholen. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) Wir haben eine zehnstündige Arbeitszeit, und zwar von 7 Uhr Früh bis 6 Uhr Abends, mit einer Stunde Mittagspause und einer Viertelstunde Jausenpause. Auch zum Früh­stück haben die Arbeiter das Recht, sich Zeit zum Essen zu nehmen, ohne daß eine officielle Pause eingeführt wäre. Ueberstunden kommen bei uns äußerst selten vor. Voriges Jahr war es einmal der Fall; da haben wir nach er- folgter Meldung beim Magistrat eine Woche lang täglich zwei Stunden länger gearbeitet. Die Arbeitszeit ist im Sommer und Winter gleich. Wir