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schwache Personen dürfte das aber keine Arbeit sein, nichtsdestoweniger sind anch solche beschäftigt. Es wird den ganzen Tag ununterbrochen an der Maschine gearbeitet, weil die Arbeiterinnen eingetheilt sind in Maschin- näherinnen und Handnäherinnen. In kleinen Betrieben hat eine Arbeiterin sowohl mit der Maschine als mit der Hand zu nähen. Der Lohn ist Stundenlohn und wechselt nach der Saison. Ausgaben haben wir keine zu machen. Ich habe als Maschinnäherin anfangs einen Lohn von fl. 3'50 bekommen, dann bin ich auf fl. 4 gestiegen, und zuletzt hatte ich als besonders geschickte Arbeiterin sl. 7. Die anderen Arbeiterinnen hatten, als ich hinkam, sl. 6, als ich aber sl. 7 verlangte und auch bekam, habe ich die anderen Arbeiterinnen anch aufgefordert, Besserung zu verlangen, und so haben die auch fl. 7 bekommen. Von Jänner ab hat uns der Chef nur fl. 6 gegeben, nach einigen Wochen fl. «750. Heuer wurde der Lohn nicht reducirll Die Handnäherinnen bekommen sl. 0, weil ihre Arbeit weniger anstrengend ist. Für Ueberstunden wurde besser bezahlt als für gewöhnliche Arbeitsstunden. Wir haben anch während der Mittagspause in der Saison gearbeitet, da die Arbeit fertig werden mußte. Da haben wir 20 Minuten zum Essen Zeit gehabt. Für die Mittagszeit haben wir 25 kr. und dann 50 kr. bezahlt bekommen. Für Abendüberstunden ist 18 kr. und dann 20 kr. bezahlt worden. Für Sonntagsarbeit wurde ein gewöhnlicher halber Tag­lohn gezahlt.

Vorsitzender: Haben Sie Arbeit nach Hause bekommen? Exp. dir. 138: Ich und andere Arbeiterinnen, denen ich Hausarbeit abge- rathen habe, haben keine Arbeit nach Hanse genommen, aber die Hand­arbeiterinnen haben das fast täglich gethan. Es waren meist Krägen. An solcher Hausarbeit wurde je nach der Größe des Kragens vier bis fünf Stunden gearbeitet. Dafür wurde nicht besser gezahlt als in der Fabrik. Die Männer haben einen Lohn von fl. 10 bis höchstens 14. Strafen und Abzüge kommen nicht vor. Die Verhältnisse in dem kleinen Betriebe, wo ich zuerst beschäftigt war, sind außerordentlich schlechte gewesen.

W itt e l s h ö f er: Werden auch im Frühjahr zehn Stunden Arbeits­zeit eingehalten? Exp. Nr. 138: Ja. Es ist auf Lager gearbeitet worden, was in einem großen Betrieb gewöhnlich geschieht.

W i t t e l s h ö s er: Ist beim Nähen der Felle Rücksicht darauf genommen worden, daß die schwächeren Leute die leichtere Arbeit und die stärkeren die schwere Arbeit bekommen haben? Exp. Nr. 138: Das hat man nicht beachtet.

W i t t el s h ö f er: Haben Sie Kündigung? Exp. Nr. 138: Ja, 1-ltägige. Eine Fabriksordnnng haben wir bis jetzt noch nicht.

Bardors: Sie sagten, Sie haben viel Ueberstunden machen müssen. War das regelmäßig oder nur zu bestimmten Zeiten? Exp. Nr. 138: Wenn es der Werkführer angeschafft hat, mußten wir arbeiten, wenn es uns auch oft nicht recht war, es war drei- bis viermal in der Woche der Fall. Das Essen konnten wir uns in das Vocal holen lassen und hatten i5 bis 20 Minuten Zeit zum Essen.

Dr. Schütter: Wie viel haben Sie im kleinen Betriebe Lohn gehabt? Exp. Nr. 138: Anfangs hatte ich fl. 3'50, dann fl. 4 50 und auf meine Bitten später fl. 5. Nach der Saison mußte ich wieder vier bis fünf Wochen aussetzen, und wie die Arbeit begonnen hat, wurde mir fl. 1 abgerissen, so daß ich nur fl. 4 hatte. Die Arbeitszeit war dort elf Stunden. Dort hat man auch Ueberstunden gemacht, ich zwar nicht, aber die Anderen. Die Ueberstunden sind so wie die gewöhnlichen Arbeitsstunden gezahlt worden. Die Zahl der Ueberstunden betrug da zwei bis drei.

Dr. Ofner: Was geschah, wenn Sie zu spät in die Arbeit kamen? Exp. Nr. 138: Da wurde man ausgescholten.

Experte Karpf: Ich bin in einem Betriebe, einem der feinsten