530

Bettgeher zahlt fl. 1. Mittags bin ich nach Hause essen gegangen, und auch mein Mann. Das Essen habe ich vorn Gasthaus geholt. Wir haben Suppe und Gulyas gegessen, oder ich habe der Mutter, die separat wohnt, Geld gegeben und sie hat Fleisch gekauft und hat uns das Essen geschickt. Zum Frühstück haben wir Kaffee, zum Gabelfrühstück ein Paar Würstel und Brot, zur Jause Wurst. Abends habe ich etwas gekocht oder ein Stück Fleisch gedünstet. Mein Mann ist im Accord, er verdient st. 14 bis 15, auch 20. Ich bin sowohl bei der Kranken- wie bei der Unfallversicherung gewesen. In einer Organisation bin ich nicht. Sonntags mache ich weder Ausflüge noch sonstige Vergnügungen mit.

Bardorf: Sie haben gesagt, wenn die Wolle schlecht gewaschen ist, staubt sie. Wer wascht denn? Exp. Nr. 140: Gewaschen wird in der Bleicherei von Frauenzimmern. Es sind im Winter 12 bis 14. Die schwaben die Wolle in Wannen, welche drei Fächer haben. Das Wasser wird oft ge­wechselt. Diese Mädchen haben einen Lohn von 90 kr. täglich. Sie werden bei dieser Arbeit sehr naß. Sie haben Holzschuhe, Manche hat auch Strümpfe an.

Dr. Ofner: Haben Sie für Ihre Mutter zu sorgen? Expertin Nr. 140: Nein. Die Schwester und der Bruder, die bei ihr sind, ver­dienen auch.

Vorsitzender: Sie waren in einem Haderngeschäft? Expertin Nr. 140: Nur drei Wochen. Dort habe ich die Fetzen sortirt.

Vorsitzender (zum Exp. Kalsner): Sie sollen in der Lage sein, uns über die Verhältnisse einer hiesigen großen Spitzenfabrik Aus­kunft zu geben? Exp. Kalsner: Ich habe dort sieben Jahre ge­arbeitet. Die Fabrik gilt im Allgemeinen als eine musterhafte. Die Löhne bei den älteren Arbeitern sind aber sehr schlecht. Die Jungen, Rüstigen ver­dienen im Accord fl. 9, 10, 11 und 12, im Wochenlohn fl. 9. Es sind sehr viele Frauen dort. Die haben fl. 2'50 bis 7. Die Anfängerin bekommt fl. 2'50, die fertige Arbeiterin fl. 4 bis 5. In Bezug auf die Rein­lichkeit ist die Fabrik geradezu musterhaft, in Bezug auf Entlohnung ist sie aber eine der schlechtesten. Ein Arbeiter, der 40 Jahre dort ist, verdient heute fl. 4, 6 und 8. Das ist schon sehr viel. Dann kommt es aber vor, daß so ein Mann, der ja schon schwache Augen hat, Ausschuß macht, be­sonders bei der Spitzenarbeit. Er verdirbt zum Beispiel einen Streifen, der 2 oder 3 Meter lang ist, oder es ist ein kleiner Fehler, der sich von Meter zu Meter wiederholt. Diesen Streifen muß der Arbeiter zu dem Preise, wie er verkauft wird, zurücknehmen. Das kommt dann auf den Preis der Spitzen an, wie viel er zu zahlen hat. Es gibt Spitzen von 30 kr. bis fl. 2 und 3, und so kommt es vor, daß Einer in einer Woche fl. 4 Strafe zahlt.

Dr. Ofner: Sie wissen das aus eigener Erfahrung? Experte Kalsner: Ja, ich habe bis 1881 dort gearbeitet, und damals war schon dieser Usus, und er besteht heute noch, wie ich von den Leuten, mit denen ich oft verkehre, gehört habe.

Vorsitzender: Wir gelangen zur Vernehmung der Expertinnen aus der IutebraNche. Expertin Nr. 141: Ich bin seit sieben Jahren in der Spinnerei beschäftigt. Ich bin direct in die Fabrik eingetreten. Vorher war ich nicht in Arbeit. Es sind in der Fabrik über 600 Leute beschäftigt, davon sind ein Viertel Männer. Eine eigentliche Saison gibt es nicht, es wird das ganze Jahr gleichmäßig gearbeitet. Es werden auch Kinder über 14 Jahre dort beschäftigt. Es sind deren sehr viele.

Vorsitzender: Welche Arbeiten haben die Frauen und welche die Männer zu machen? Exp. Nr. 141: Die meiste Arbeit machen die Frauen. Wenn die Ballen ankommen, werden sie von den Männern ab­geladen und werden den Arbeiterinnen zugeführt. Von diesen werden die Ballen zerschlagen, wobei es sehr stark staubt.