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Experte Herr H. Vetter: Mein Betrieb besteht in der Erzeugung von Stanniolkapseln. Der technische Vorgang dabei ist solgender: Eine einzelne Kapsel geht durch 16 Hände, bis sie fertig wird, und zwar meist durch Frauenhände, da ich höchstens 10 Percent Männer beschäftige. Die Vorarbeit, nämlich das Schmelzen, das Walzen und das Plattiren mit Zinn, geschieht durch Männer. Die eigentliche Kapselfabrikation können Männer gar nicht gut machen, weil sie zu grobe Hände dazu haben. Sie haben nicht die Fingerfertigkeit und das Gefühl ^in den Fingern, daß sie spüren würden, ob das Blech zu dünn oder zu dick ist. Es wird also zunächst das Metall geschmolzen und in Formen gegossen, die etwa 15 Kilo schwer sind, kommt hieraus in das grobe Walzwerk, wo es gestreckt wird, hieraus wird es mit Zinn plattirt, dann geht es durch die Streckwalzen, wo es aus einer Rotte ausgerollt wird, sonach läuft es durch das feine Walzwerk, wo es zur entsprechenden Dicke ausgewalzt wird. Hierauf kommt die Frauenarbeit. Die Männer bringen das Blech zur Excenter-Schneidemaschine, wo eine Frau das Band steuert und vorschiebt und achtzugeben hat, daß es nicht stecken bleibt. Hiebei werden die Hände der Arbeiterinnen nicht gefährdet. Wenn das Metall geschnitten ist, so kommen menschliche Kräfte in Anwendung. Da gibt's nun verschiedene Arten der Fabrikation. Früher in Nürnberg — ich bin nämlich erst im Jahre 1876 hiehergekommen — hatten wir Maschinen, wo die Plättchen vorne hineingeworfen wurden, und nachdem sie durch viele selbstthätige Züge gegangen waren, kam aus der anderen Seite die fertige Kapsel heraus. Später kam die Fabrikation mittelst Druckwerken auf, und seit zwei, drei Jahren habe ich wieder eine andere Fabrikation. Der Vorgang bei den Druckwerken ist folgender: Es werden bis zu zwölf Plättchen zusammengenommen und aus kleinen Druckbänken mittelst einer rotirenden Rolle und eines Stabes in Cylinderform gebracht. Hierauf kommt eine Hilfs- arbeiterin, welche diese Kapseln, deren zehn bis zwölf ineinanderstecken, aus einer kleinen Hilfsmaschine auseinanderlöst. Die Arbeit auf der Trnckbank nennt man das Vordrucken. Dies geschieht gewöhnlich von einer Arbeiterin am Vormittag, und Nachmittags verrichtet sie die Arbeit des sogenannten Nachdrückens, welches darin besteht, daß sie jede einzelne Kapsel mit einem Falzbein glatt Polirt und ihr die entsprechende Form gibt. Dies geschieht mit der Hand. Hieraus werden die Kapseln in der Exzenterpresse geprägt. Es ist da ein Stöcke! mit einer Matrize. Die Kapsel wird darausgesetzt, und die Arbeiterin tritt mit dem Fuß auf die Maschine, wodurch der Excenter ausgelöst wird. Diese Excenterpressen werden nämlich mit Dampf betrieben und durch das Darauftreten mit dem Fuß außer Function gesetzt. Bei dieser Gelegenheit ist es möglich, daß die Arbeiterin mit dem Finger zwischen Stempel und Matrize kommt, wobei gewöhnlich das erste Glied gequetscht wird. Da ziemlich viele Unfälle vorgekommen sind, welche allerdings nie schwerer Natur sind, so habe ich zunächst eine Schutzvorrichtung angewendet, welche mir Ministerialrath Migerka angerathen hat. Diese konnte ich nicht brauchen. Hierauf habe ich selbst einen Apparat erfunden, den ich auch dem hygienischen Museum einschickte. Durch denselben wird in dem Moment, wo die Matrize und der Hebel sich einander nähern, ein Hebel in Bewegung gesetzt, so daß man in der Theorie meinen sollte, daß der Finger in dem kritischen Moment weggeschleudert werden soll. In der Praxis kommt sie leider doch noch immer mit dem Finger hinein, und es treten, wenn auch seltener, so doch, dafür etwas gefährlichere Unfälle ein. Ich wäre sehr dankbar, wenn ich eine geeignete Schutzvorrichtung hätte, aber sie ist leider nicht zu finden. Hierauf kommt die Arbeit des Färbens. Da sind inmitten der Tische kleine, mit Dampf geheizte Kessel angebracht. Vor jedem Mädchen ist ein kleiner Spindelstock, auf welchem sich ein rasch rotirender Dorn befindet, aus den eine Hilfsarbeiterin die Kapsel daraufsteckt. Zwei Färberinnen oder Lackirerinnen haben immer eine solche Hilfsarbeiterin. Hieraus trägt
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