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W i t t e l s h ö f e r: Erfordert das Drucken manuelle Fertigkeit? Exp. Vetter: Ja.

Dr. Ofner: Eine Expertin sagte, daß, wenn sie nicht nachkommt, sie zu Mittag aus dem Gang die Arbeit nachholt. Exp. Better: Zu Mittag stehen die Maschinen. Es ist also eine solche Nacharbeit undenkbar; , es war das vielleicht früher, wo die Kapseln mit der Hand aufgemacht wurden. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) Ich habe keine eigentliche Saison, manchmal geht das Geschäft in der lackirten Waare schlechter, auch setze ich im Winter weniger ab, weil ja doch da die Mineralwasserbrunnen nicht functioniren, aber während dieser Zeit arbeite ich ruhig weiter für das Frühjahr. In der Lackirerei hatte ich vorigen Herbst weniger zu thun. Da setzte ich mich mit den Leuten in's Einvernehmen, ob sie lieber abwechselnd je einen Tag in der Woche aussetzen oder alle zusammen nur bis 5 Uhr arbeiten wollen. Sie haben sich für das letztere entschieden. Ich habe keine Hausarbeiterinnen. Ich kann nur Zureicherinneu ohne vorherige Schulung aufnehmen. Die übrigen Arbeiter bedürfen einer gewissen Lehrzeit. Diese dauert drei Wochen, während welcher die Arbeiterinnen einen Wochenlohn von sl. 3 bekommen. Die Zahl der Lehrmädchen dürste ungefähr zehn Per- cent von der Gesammtzahl der Arbeiter betragen. Die Arbeiter sind meist wieder Arbeiterkinder. Sie stammen zum Theil aus Wien, zum Theil auch aus Böhmen. Im X- Bezirk wohnen nämlich sehr viele Böhmen.

Baronin Vogelfang: Sind diese Mädchen hier in Wien allein oder haben sie hier Verwandte?^ Exp. Vetter: Man sieht namentlich bei den jüngeren immer darauf, daß sie hier ihre Eltern haben, da sie doch sonst mit dem Verdienst von fl. 2, 3 nicht leben könnten.

Baronin Vogelfang: Kommt es nicht vor, daß sie von Böhmen durch irgend welche Leute hiehergebracht werden? Exp. Vetter: Davon habe ich noch nichts gehört.

Dr. Schiff: Wie viele Arbeiter beschäftigen Sie? Exp. Vetter: Circa 170.

Dr. Schiff: Wie vertheilen sich die Arbeiterinnen auf die ver­schiedenen Arbeitszweige? Exp. Vetter: Ich habe etwa 40 Druckerinnen, 3'» Färberinnen, 18 Streckerinnen, 0 Einlegerinnen, welche die Plättchen in die Vorziehmaschinen einlegen, 10 Presserinnen, 18 bis 20 Hilfsarbeiterinnen, welche entweder in der Lackirerei beschäftigt sind oder die Kapseln mit Kreide putzen, endlich 15 bis 20 Arbeiterinnen, welche die färbige Prägung machen. Die Uebrigen sind Lehrmädchen.

Dr. Schiff: Können Sie uns über das Alter der Arbeiterinnen An­gaben machen? Exp. Vetter: Die jüngsten Arbeiterinnen sind 14 Jahre alt, die ältesten gegen 40. Ich habe Frauen, die schon 17 Jahre bei mir beschäftigt sind. Aeltere Frauen kann ich nicht neu aufnehmen, da sie sich dann die manuelle Fertigkeit nicht mehr aneignen können. Am liebsten sind mir Arbeiterinnen von 18 bis 24 Jahren. Wenn eine Arbeiterin in der Fabrik selbst lang beschäftigt ist und also ein höheres Alter erreicht, so nimmt ihre manuelle Fertigkeit nicht ab, weil gerade die ältesten Arbeiterinnen am meisten verdienen.

Vorsitzender: Entwickelt sich nicht viel Staub bei der Arbeit mit der Kreide? Exp. Vetter: Die Kreide wird mit Wasser und Spiritus angemacht, und erst wenn sie an der Waare trocknet, entwickelt sich der Staub, so daß ich die Fenster öffnen lassen muß. Ich habe schon oft an die Kranken­versicherung um geeignete Exhaustoren, speciell für die Schmelzereien, ge­schrieben, es sind aber keine geeigneten Apparate vorhanden. Ich muß mich deshalb mit der Lüftung begnügen. Es werden während der Mittagspause die Locale gelüftet, und zwar auch im Winter, weil durch die Dampfheizung eine genügende Wärme vorhanden ist. Ferner wird Abends von 6 bis 7 Uhr gelüftet. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) Die Arbeitsvermittlung erfolgt