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muß zwei Jahre lernen. Manche Herren zahlen diesen Mädchen zwei, drei Monate nichts, dann fl. 2 bis 8 wöchentlich. Manche Herren zahlen aber nach drei Monaten den vollen Lohn. Außer der technischen Arbeit haben die Lehrmädchen nichts zu machen und nur selten Gänge. Sie werden an­ständig gehalten. «Ueber Befragen.» Die Arbeitszeit ist gewöhnlich von 8 bis 7 Uhr, in der strengeren Zeit bis 8 und auch bis 9 Uhr, namentlich von Jänner bis März werden Ueberstunden gemacht. Mittags haben wir eine Stunde Pause, Frühstück und Jause müssen wir während der Arbeit essen. An Sonntagen wird nie, an Feiertagen, nur wenn sehr dringend die Arbeit gebraucht wird, bis 12 Uhr gearbeitet. Die Feiertagsarbeit wird auch im Accord gezahlt. Wir haben 14tägige gegenseitige Kündigung. Die Arbeitsvermittlung geschieht durch Nachfrage. Wir haben zwar eine Ge­nossenschaft, doch wird dieselbe fast gar nicht benützt. «Ueber Befragen.) Wir arbeiten im Accord und werden nach dem Stück Stroh bezahlt. Für grobes Stroh bekommen wir pro Stück 20 kr., für Bast auch 20 kr., für Börtelgeflecht L ioo Meter 25 kr. Bei einer zehnstündigen Arbeitszeit kann man vier bis fünf Stück zu 48 kr. fertigmachen, dazu brauchen wir eine Spule Zwirn L 38 bis 40 kr. und außerdem im Durchschnitt eine Nadel ä 7 kr. Andere Auslagen haben wir nicht.

Dr. Schwiedland: Sie glauben, daß der Herr an einer Spule 10 kr. verdient? Exp. Nr. 147: Wir wissen das bestimmt, denn wir haben die Rechnung gesehen.

Dr. Schwiedland: Haben Sie Kenntniß darüber, wo das Stroh geflochten wird? Exp. Nr. 147: Es kommt aus der Schweiz, aus Italien, Deutschland, China.

Dr. Schwiedland: Wie viel Appreteure haben Sie? Expertin Nr. 147: Drei.

Dr. Schwiedland: Ist dies Nähen früher nicht von Männern besorgt worden? Exp. Nr. 147: In Wien nicht, im Ausland Wohl.

Wittelsh öfer: Ist das Maschinnähen sehr anstrengend? Exp. Nr. 147: Bei Fnßbetrieb, wie z. B. bei uns, ja, es gibt aber in manchen Fabriken Dampfbetrieb. Diese Arbeit ist auch sehr ungesund, weil beim Nähen des Strohes sich ein großer Staub entwickelt.

Dr. Ofner: Gibt es bei Ihnen während der Zeit, in welcher noch nicht ganz stille Zeit ist, in welcher aber nicht so viel gearbeitet wird, wie z. B. jetzt, ein Aussetzen? Exp. Nr. 147: Das nicht, aber man muß oft zwei- bis dreimal im Tage eine halbe bis eine Stunde warten. (Ueber Befragen.) Entlassen werden die Arbeiterinnen erst zu Pfingsten und werden im Herbst erst wieder aufgenommen. In dieser Zeit werden die Filzhüte ge­macht, wobei höchstens zwei bis drei Arbeiterinnen beschäftigt werden.

Dr. Ofner: Gehören Sie auch einer besseren Familie an, so daß Sie sich während dieser Zeit nicht um irgend einen Verdienst umsehen müssen? Exp. Nr. 147: Ich nicht, denn ich habe sechs Kinder und einen Mann, der wenig Arbeit hat. Ich mache in der stillen Zeit Cigarren- spitzen.

Frl. Fickert: Wie viel Stücke vom billigen Stroh können Sie ver­arbeiten? Exp. Nr. 147: Wenn Eine 12 bis 14 Stück verarbeiten soll, muß sich Eine schon plagen. Da braucht die Arbewerin mehr Zwirn, zu 14 bis 16 Stück zwei Spulen. Wir können uns aber die Arbeit nicht aus­suchen, sondern der Manipulant theilt die Arbeit zu. Wenn nun dieser Einem gut ist, bekommt man die bessere Arbeit. Das hängt nicht von der Geschick- lichkeit ab.

Dr. Ofner: Kommen in dieser Richtung Willkürlichkeiten vor? Exp. Nr. 147: Bei uns bekommen die Einen lauter gute Arbeit, Andere haben gemischte Arbeit, wieder Andere lauter schlechte Arbeit.

Witte lshöfer: Sie haben gesagt, daß die Arbeiterinnen, welche