5<5

schlechte Arbeit haben, weniger verdienen. Nun kann eine Arbeiterin ent­weder vier bis fünf Stück a 48 kr. oder zehn bis zwölf Stück L 20 kr. ver­arbeiten. Da wäre doch der Unterschied nicht so groß? Exp. Nr. 147: Bei uns ist es so, daß die groben Näherinnen ausschließlich grobe Arbeit machen und sich fl. 8 bis 9 wöchentlich verdienen, während die besseren Arbeiterinnen sich nach Abzug sämmtlicher Materialien sl. 15 bis 16 ver­dienen.

Vorsitzender: Wie ist es mit den Heimarbeiterinnen? Expertin Nr. 147: Die Heimarbeiterinnen nehmen dieselbe Arbeit nach Hause, wie wir sie in der Fabrik machen. Zwirn bekommen sie vom Herrn, aber für die Abnützung der Maschine bekommen sie keine Entschädigung.

Vorsitzender: Warum nehmen die Frauen Arbeit nach Hause? Exp. Nr. 147: Es sind meist Frauen, die Familie haben und zu Hause kochen wollen, und dann, weil sie Abends arbeiten wollen.

Vorsitzender: Wie viel solcher Heimarbeiterinnen haben Sie? Exp. Nr. 147: Sieben. In der Saison verdienen diese mehr als die Fabriks­arbeiterinnen. Wir verdienen fl. 10 bis 12, die Heimarbeiterinnen fl. 25 bis fl. 30. Der Unterschied ergibt sich dadurch, daß wir oft zwei bis drei Stunden auf Arbeit warten müssen, während die Heimarbeiterinnen immer eine größere Post auf einmal bekommen.

Dr. Ofner: Wie oft kommt die Heimarbeiterin, um Arbeit zu liefern und zu nehmen? Exp. Nr. 147: Zwei- bis dreimal täglich, auch alle zwei Tage, das hängt von der Größe der Partie ab, das Abliefern dauert eine Viertel- bis halbe Stunde. Wenn viele Mädchen da sind, dauert es oft zwei Stunden.

Dr. Ofner: Nehmen Sie auch Arbeit mit nach Hause? Expertin Nr. 147: Ich nicht, aber andere Frauen in der Werkstätte. Diese arbeiten dann bis 10, 11 Uhr und stehen um 5 Uhr Früh auf und arbeiten wieder bis 7 Uhr, worauf sie in's Geschäft gehen. In Folge dessen sind die Arbeiterinnen auch vielfach schwach, es kommen auch alle Augenblicke Uebligkeiten vor. Oft muß Eine auch ein bis zwei Tage in der Woche zu Hause bleiben.

Dr. Ofner: Haben Sie Abzüge? Exp. Nr. 147: Nein, auch nicht, wenn man zu spät kommt.

Vorsitzender: Die Appreteure sind nicht mit Ihnen im selben Zimmer beschäftigt? Exp. Nr. 147: Nein; das Zimmer, wo wir arbeiten, ist klein, es hat zwei Fenster, und es sind zehn Frauen darin be­schäftigt. Es ist sehr wenig Platz darin. Wenn eine Arbeiterin an einer anderen vorüberkommt, so muß sie zu arbeiten aufhören. Es ist in allen kleinen Fabriken so, aber in den größeren ist es besser. (Ueber Befragen.) Gereinigt wird sehr schlecht. Gekehrt wird jeden Tag in der Früh nur wenig, gewaschen wird nicht. Die Ventilation besteht nur in zwei kleinen Blechtafeln, die sind aber durchaus nicht genügend. Ueber die Vorgesetzten können wir nicht klagen; Geschenke kommen nicht vor. (Ueber Befragen.) In unserem Geschäfte gehen die Arbeiterinnen in's Gasthaus. In anderen Betriehen leben die Arbeiterinnen oft nur von Kaffee allein. Ich und eine Frau essen zusammen; jede eine Suppe und Gemüse und zusammen ein Fleisch und ein Krügel Bier. So machen es auch die Anderen in unserem Betriebe, mit Ausnahme Derjenigen, die nach Hause gehen können. In dem früheren Betriebe haben die Mädchen meist von Aaffee gelebt und erst Abends zu Hause gegessen. Zum Gabelfrühstück esse ich um 3 oder 4 kr. Käse oder ein Paar Würstel; zur Jause haben wir meist Kaffee, den wir uns vom Hause mitnehmen und auswärmen. (Ueber Befragen.) Gekehrt wird das Local in der Früh vom Hausknecht; wenn wir in's Geschäft kommen, so müssen wir oft noch vor der Thür stehen und warten, bis der Haus­knecht mit dem Kehren fertig ist. Gewaschen wird nicht, ebenso werden die Fenster nicht geputzt. Im Arbeitslocale schläft Niemand. Das Local ist eben-