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willigt. Die Collegirp an deren Stelle ich getreten bin, hatte fl. 40. (Auf Befragen.) Neujahrsgeschenke haben sich jetzt schon ganz aufgehört. Unsere Mittagspause dauert eineinhalb Stunden, und zwar derart, daß ein Theil früher, ein Theil später essen geht. Ich kann nicht nach Hanse gehen, weil ich zu weit wohne, und esse deshalb in der Stadt. An Sonn- und Feier­tagen bin ich Vormittags regelmäßig beschäftigt, und zwar von ^9 bis 12 Uhr. Zu Ostern, Pfingsten und Weihnachten bleibt das Geschäft einen Tag geschlossen. Bezüglich der Kündigungsfrist ist bei uns nichts ausgemacht. Während der Zeit, da ich im Geschäft bin, wurde noch Niemand entlassen.

Dr. Brezina: Bekommen Sie nicht, wenn Sie nach Hause gehen, noch Commissionen mit? Exp. Nr. 151: Nein, aber während der Arbeits­zeit muß man manchmal Gänge verrichten, z. B. zum Fabrikanten gehen und dergleichen. Keine der Angestellten hat beim Unternehmer Kost oder Wohnung. Das Arbeitslocal ist groß und hat sechs Fenster, welche über Nacht geöffnet bleiben, so daß eine genügende Lüftung vorhanden ist. Ven­tilationen sind keine da. Es wird täglich gekehrt, und zwar unmittelbar nach dem Aufsperren, bevor wir in's Geschäft'kommen. Zweimal jährlich wird ausgewaschen, Fenster geputzt u. s. w.

Vorsitzende: Wie viel Personen find überhaupt in dem Geschäft ?

Exp. Nr. 151: 50.

Dr. Schwiedland: Sie sagten, daß Sie den Verkauf an Kunden zu besorgen haben; was sind das für Kunden Sie haben ja wohl nur ein En gros-Geschäft?Exp. Nr. 151: Meist Zwischenhändler, welche die Waare weiterverkaufen. (Auf Befragen.) Eine Arbeitsordnung haben wir nicht.

Vorsitzende: Wo wohnen Sie? Exp. Nr. 151: Ich wohne im XVIII. Bezirk bei meinen Eltern. Ich gehöre der Krankencasse und dem Verein kaufmännischer Angestellter an.

Dr. Schwiedland: Da Sie sehr weit wohnen, müssen Sie oft spät nach Hanse kommen. Exp. Nr. 151: O ja.

Dr. Schwiedland: Ist Ihnen das nicht unangenehm?

Exp. Nr. 151: Gewiß, es läßt sich aber nicht anders machen. Ich komme manchmal um ^O, 9 Uhr nach Hause. Ich habe aber Colleginnen in anderen Geschäften, die noch später nach Hause kommen; von denen werde ich noch beneidet.

Dr. Schwiedland: Welche Vortheile haben Sie aus der Mit­gliedschaft in Ihrem Verein? Exp. Nr. 151: Verschiedene; so werden Unterhaltungen veranstaltet, Unterrichtscurse u. dergl.

Dr. Schwiedland: Ist das ein socialistischer Verein ? Expertin Nr. 151: Ja.

Dr. Schwiedland: Lesen Sie auch Fachblätter oder socialistische Zeituugen? Exp. Nr. 151: Nein.

Dr. Schwiedland: Sie gehen doch wohl in's Kaffeehaus oder Gasthaus essen? Exp. Nr. 151: Ich gehe in's Kaffeehaus essen, weil das Gasthaus zu theuer ist.

Dr. Schwiedland: Das scheint mir doch unzweckmäßig zu sein. Was bekommen Sie im Kaffeehaus? Exp. Nr. 151: Nun, Kaffee.

Dr. Schwiedland: Das ist wohl keine ausreichende Ernährung; was speisen Sie denn sonst? Exp. Nr. 151: In der Früh trinke ich zu Hause Kaffee, Vormittags nehme ich ein Butterbrot, zu Mittag im Kaffeehaus Kaffee, Nachmittags wieder Butterbrot, und Abends esse ich, was mir meine Leute von Mittag zurückgelassen haben, nämlich Suppe, Fleisch und Gemüse.

Dr. Schwiedland: Was machen Sie am Sonntag? Expertin Nr. 151 : Da habe ich zu Hause zu thun. Wenn man die ganze Woche im Geschäft ist, hat man am Sonntag zu nähen.