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ficht, daß mein Gehalt weiter erhöht wird, weiß aber nicht, bis zu welcher Höhe. Das Comptoir liegt im Souterrain. Es ist ein kleines Zimmer mit einem Fenster, in welchem sehr ungenügende Beleuchtung ist. Es wird schon zeitlich das Gas angezündet, und besonders ich habe unter dem Mangel an Beleuchtung zu leiden, weil ich am allerweitesten vorn Fenster sitze. Ich bin schon von früher her kurzsichtig, trage aber kein Augenglas. Mein Verhältniß zum Chef ist ein gutes. Sowohl er, wie die anderen Angestellten sind sehr höflich mit mir. Ich wohne bei meinen Eltern, denen ich meinen Lohn ab­liefere. Mein Vater ist Reisender, und ich habe fünf Geschwister, die alle jünger sind als ich. Ich bin in der Krankencasse, und der Chef zahlt die Beiträge.

Dr. Schwiedland: Verköstigen Sie sich zu Hause? Expertin Nr. 153: Ja.

Dr. Schwiedland: Wohnen Sie weit? Exp. Nr. 153: Etwa drei Viertelstunden vom Geschäft. Ich komme um 8 , ^9 Uhr, manchmal später nach Haus.

Dr. Schwiedland: Gehen Sie da allein den weiten Weg? Exp. Nr. 153: Gewöhnlich werde ich abgeholt. Zu Mittag kann ich mich in Folge des weiten Weges nur eine halbe Stunde zu Hause aufhalten.

Dr. Ofner: Wie steht's mit der Reinigung des Comptoirs? Exp. Nr. 153: Das Geschäft wird schon um 7 Uhr aufgesperrt und ge­reinigt, so daß um V 28 Uhr, wenn wir kommen, Alles bereits in Ord­nung ist.

Dr. Ofner: Sind Waschvorrichtungen im Comptoir? Expertin Nr. 153: Nein.

Dr. Ofner: Bekommen Sie von Ihren Eltern ein Taschengeld? Exp. Nr. 153: Nein; aber ich habe ja von ihnen Alles, was ich brauche.

Expertin Nr. 154: Ich bin jetzt in einer Versicherungs-Gesellschaft bei der Statistik angestellt, und zwar seit zwei Jahren. Früher war ich bei der Telephon-Gesellschaft. Ich bin vor vier Jahren dort eingetreten, mußte ein Monat lang umsonst arbeiten, dann hatte ich fl. 20 Gehalt, d. h. da mir ein Abzug für die Bezirks-Krankencasse gemacht wurde, eigentlich nur fl. 19. Die Arbeitszeit war dort im Winter von 8 Uhr Früh bis 2 Uhr Nach­mittags und im Sommer von 7 Uhr Früh bis 2 Uhr Nachmittags und dann den nächsten Tag von 2 Uhr Nachmittags bis 9 Uhr Abends. Nach einem Jahre erhielt ich fl. 25. Später hätte ich fl. 30 bekommen, ich bin aber ausgetreten. Wie die Verhältnisse derzeit beim Telephon sind, weiß ich nicht. Sie sollen in Bezug auf den Gehalt und die Arbeitsstunden jetzt anders sein.

Dr. Schwiedland: Haben Sie damals etwa nervöse Krankheits­erscheinungen gehabt? Exp. Nr. 154: Ich bin sehr nervös geworden, denn man wird sehr oft elektrisirt, was den Nerven schadet. Auch sonst ist es nicht gesundheitsförderlich. Wenn man sich z. B. mit einer Nadel geritzt hat und dann diese verschiedenen Stifte in die Hand nimmt, so entstehen Geschwüre. Wir waren beim Telephon während der Arbeitsstunden ununter­brochen beschäftigt und mußten Striche machen, um zu fixiren, wie viel Ver­bindungen wir im Laufe eines Vormittags herstellen. Da habe ich immer in der Zeit von 8 Uhr Früh bis 2 Uhr Nachmittags 400 bis 500 Verbin­dungen hergestellt. Jedes Fräulein hatte 50 Abonnenten zu bevienen, und zwar als aufrufende Nummern. Ich mußte auch Nachtdienst verrichten und bekam für die Nacht 50 kr. Die Arbeitsstunden bei Nacht waren entweder von 9 Uhr Abends bis 2 Uhr Nachts oder von 2 Uhr Nachts bis 7 Uhr Früh. Man konnte dort auch schlafen. Wenn ich Nachtdienst hatte, so war die Eintheilung derart, daß ich Vormittags und dann denselben Abend Nachtdienst hatte, und der nächste Tag wurde dann freigegeben. Anfangs war der Nachtdienst freiwillig, im letzten Jahre, wie ich dort war, mußten