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Vorsitzende: Werden Sie gefragt, wie lange Sie dazu gebraucht haben? — Exp. Nr. 161: Die Dame fragt nicht.
Dr. Adler: Wie lange arbeiten Sie schon solche Sacken? — Exp. Nr. 161: Zehn Jahre.
Dr. Adler: Da müssen Sie aber doch ungefähr wissen, wie viel Sie zu erwarten haben? — Exp. Nr. 161: Wir verlassen uns auf das Gewissen der Dame, wie sie zahlt.
Dr. Adler: Wie ist es mit dem Material? — Exp. Nr. 161: Das gibt die Dame. Manchmal fehlt etwas Seide oder Wolle, dann muß man es kaufen, das bekommen wir nicht extra gezahlt. Wenn aber dafür Material übrig bleibt, so dürfen wir es behalten.
Vorsitzende: Wäre es Ihnen lieber, wenn Ihnen das bezahlt würde, was Sie kaufen müssen? — Exp. Nr. 161: O ja.
Vorsitzende: Sie machen auch Monogramme? — Exp. Nr. 161: Ja, aber ich finde es sehr wenig rentabel. Für ein Tischtuchmonogramm habe ich auch schon 80 kr. bekommen; da habe ich — es war sehr fein — den ganzen Tag gearbeitet. Ich habe aber auch schon Monogramme zu 20 kr. gemacht.
Dr. Adler: Für dieselbe Kunde? — Exp. Nr. 161: Nein. Vorsitzende: Wie lange haben Sie an dem Monogramm um 20 kr. gearbeitet? — Exp. Nr. 161: In einem Tag habe ich vier gemacht, auch fünf, aber ich kann nur höchstens sechs bis sieben Stunden täglich arbeiten. Es macht mir Schmerzen auf der Brnst, und jetzt darf ich nicht so lange sitzen. Ich habe auch seit zwei Jahren einen schlechten Fuß und liege in Einem fort.
Dr. Osner: Ist diese Krankheit eine zufällige?
Vorsitzende: Ich glaube sie kommt von schlechter Ernährung. Sie hat ein Geschwür und Beinfraß bekommen, und der Fuß mußte abgenommen werden. Was bekommen Sie, wenn Sie Schlingereien machen?
— Exp. Nr. 161: Die habe ich sehr wenig gemacht.
Dr. Ofner: Wie viel erwerben Sie und Ihre Schwester im Monat ?
— Exp. Nr. 161: Das ist nicht immer gleich; fl. 20, 15, manchmal auch fl. 10.
Dr. Osuer: Und das muß für Beide genügen? — Exp. Nr. 161: Ja. Jede von uns bekommt vom Kaiser als Gnadengabe jährlich fl. 50.
Vorsitzende: Sie machen auch Paramente in Seidenstickerei? — Exp. Nr. 161: Ja.
Vorsitzende: Das ist aber anstrengend für die Augen? — Exp. Nr. 161: Ich habe sehr gute Augen und mache auch die feinsten Arbeiten. Mein Zimmer ist aber nicht licht genug für die Arbeit.
Dr. Adler: Was machen Sie lieber, ein Monogramm oder ein Parament? — Exp. Nr. 161: Kunststickerei, die Arbeit ist angenehmer. Ich habe es auch gern, wenn es feine Arbeiten sind.
Dr. Adler: Weil Sie mehr Freude daran haben — aber was ist einträglicher ? — Exp. Nr. 161: Man verdient mehr, wenn die Arbeit nicht so fein ist.
Dr. Adler: Sie verdienen also bei der gewöhnlichen Monogrammarbeit eigentlich mehr als bei der Kirchenparamentarbeit? — Expertin Nr. 161: Ja.
Dr. Adler: Die Monogrammarbeit aber gehört auch für Privat- kunden? — Exp. Nr. 161: Ja.
Vorsitzende: Arbeiten Sie nur für die eine Dame Paramente?
— Exp. Nr. 161: Noch für eine.
Vorsitzende: Wie bezahlt die? — Exp. Nr. 161: Etwas besser. (Auf Befragend Ich und meine Schwester bewohnen Zimmer und Küche und zahlen monatlich dafür sl. 11'50. Beide zusammen verzehren wir manch-