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August wenig zu thun ist. Wird da ausgesetzt? Exp. Nr. 165: Ja; da müssen wir warten, bis wieder Arbeit kommt.

Wittelshöfer: Sie sagen, es ist meist Taglohn. Haben Sie im Tag ein bestimmtes Quantum fertig zu bringen? Exp. Nr. 165: Bei manchen Frauen schon. Da wird sogar nach der Uhr gearbeitet, und man muß eine bestimmte Menge in der Stunde machen. Thut man das nicht, so muß man es am Abend einbringen, und zwar entweder in der Fabrik oder zu Hause.

Wittelshöfer: Arbeitet die Arbeiterin, die st. 2'50 bis 5 verdient, weniger als die, welche mehr bekommt? Exp. Nr. 165: Ja, die arbeitet weniger. Aber der Lohn steht nicht immer im Verhältniß zur Leistung. Manche arbeiten ebensoviel wie die, welche weniger bekommen, und haben doch mehr Lohn; es hängt das auch davon ab, wie die Arbeiterin bei der Frau in Gunst steht.

Dr. Ofner: Ist das Lehrfräulein nicht so intelligent, daß sie, wenn sie nach zwei bis drei Wochen noch keine Cravatte machen kann, sagt:Ich kaun es noch nicht, ich gehe nicht früher, als bis ich die Sache kann" ? Exp. Nr. 165: In einem solchen Fall sagt die Frau, sie habe ihr Alles gezeigt; den Chic muß sie sich selbst aneignen. Aber mir selbst ist noch nicht vorgekommen, daß ein Lehrfräulein das gethan hätte, ich weiß das nur vom Hören.

Dr. Ofner (zur Exp. Nr. 162): Wie lange hat es gedauert, bis Sie st. 2'/2 Lohn erhielten? Exp. Nr. 162: Zwei Jahre. Jetzt arbeite ich allein. Ich bringe, wenn ich den Tag über arbeite, 2>/2 bis 5 Dutzend zusammen. Ich mache die Cravatten ganz fertig und bekomme für die bessere Arbeit 70 kr. per Dutzend, für die schlechtere 56 kr. Von dieser kann ich aber nicht mehr machen, denn das muß auch schön genäht sein. 11m drei Dutzend fertig zu bringen, muß ich von 7 Uhr bis Mittag und von 1 bis 8 Uhr arbeiten. Von Zubehör habe ich nur Wolle beizustellen.

Herrdegen (zur Exp. Nr. 163): Erhielten Sie, als Sie in der Fabrik arbeiteten, auch nur Theile der Militärcravatten herzustellen? Exp. Nr. 163: Nein, ich habe ganze Cravatten gemacht.

Herrdegen (zur Exp. Nr. 162): Machen Sie auch Cravatten mit Mondeln? Exp. Nr. 162: Solche und auch mit Halstheilen. (Ueber Be­fragen.) Die Mondeln muß ich nicht beistellen; ich bekomme Alles von der Fabrik.

Herrdegen: Müssen nicht andere Zubehöre in dem Geschäfte ge­kauft werden, von dem man die Arbeit erhält? Exp. Nr. 165: In manchen Geschäften ist es eingeführt, daß die Arbeiterinnen das Zugehör, auch Futter, überhaupt Alles bis auf den Stoff, bei der Firma kaufen müssen.

Herrdegen: Waren in den Geschäften, wo Sie arbeiteten, Mädchen beschäftigt oder nicht, und haben diese Geschäfte den Namen Fabrik"? Exp. Nr. 165: Ja, sie heißenCravattenfabriken", aber be­schäftigen keine Mädchen im Hause. (Wird auch von den anderen anwesenden Expertinnen bestätigt.)

Vorsitzender: Gibt es überhaupt keine Geschäfte, wo z. B. 12, 20, 30 Mädchen zugleich beschäftigt werden? Exp. Nr. 165: O ja, das sind aber keine Cravattenfabriken, sondern Zwischenmeistereien. Daß es Fabriken gibt, die einen Stock von Arbeitern im Hause haben, habe ich nicht gehört.

Wittelshöfer (zur Exp. Nr. 163): Sie verrichteten früher bei einem Zwischenmeister dieselbe Arbeit wie jetzt. Was erhielten Sie beim Meister für das Dutzend? Exp. Nr. 163: Da habe ich Wochenlohn ge­habt, und zwar fl. 4'/-2. Ich war fünf Jahre dort. Ich habe nur Theil arbeit bekommen, nicht die ganze Cravatte zu machen.