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Vorsitzender: Sind Männer in dieser Branche beschäftigt? Exp. Nr. 165: Es kommt schon vor, daß der Mann zu Hause zuschneidet oder an der Maschine näht. (Auf Befragen.) Zu Beschwerden hinsichtlich der Sittlichkeit haben wir keinen Anlaß.

Vorsitzender: Ist es möglich, mit einem Lohne von fl. 2, 8.4 zu leben? Exp. Nr. 165: Das wäre nicht möglich, wenn man nicht bei den Eltern wohnte. Das reicht ja kaum für die Kleider aus. (Diese Angabe wird auch von den anderen Expertinnen bestätigt.)

Vorsitzender: Wie steht es denn in dieser Branche mit dem Bei­tritte der Frauen und Mädchen zu Fachvereinen und anderen Organisationen? Exp. Nr. 165: Das gibt's in dieser Branche nicht. ,

Herrdegen: Gibt es in Ihrer Branche Arbeitsvermittlung? Exp. Nr. 165: Nein. Die Pfaidler-Genossenschaft, der wir angehören, befaßt sich nicht mit der Arbeitsvermittlung.

Herrdegen: In welcher Krankenkasse sind Sie? Exp. Nr. 164: Wir waren in der Bezirks-Krankencasse.

Dr. Osner: Haben Sie Kündigung? Alle Expertinnen: Nein, das gibt es nicht.

Dr. Osner: Wie ist die Ernährung? Exp. Nr. 163: Um 10 Uhr habe ich eine Semmel gegessen, Mittag bin ich nach Hause gegangen, ebenso habe ich auch Nachtmahl zu Hause gegessen.

Dr. Osner: Mußten auch die anderen Expertinnen nicht selbst für sich sorgen? Die anderen Expertinnen: Nein.

Exp. Nr. 164: Ich habe ein Fräulein gekannt, welches mit einem Wochenlohn von fl. 4 sich selbst erhalten mußte, da sie keine Eltern hatte. Sie lebte sehr kümmerlich.

Dr. Osner: Besorgen sich die Fräuleins die Kleider und Wäsche auf Raten? Exp. Nr. 164: Nein.

Vorsitz ender: Wir haben nun eine Expertin aus der Cigaretten- papier-Erzengung zu vernehmen, die bereits Mittheilungen gemacht hat und die in Folge dessen gemaßregelt wurde.

Expertin Nr. 41: Der Grund meiner Maßregelung ist meiner An­sicht nach, daß ich hier in der Enquöte Aussagen gemacht habe. Der Ab­theilungsleiter hat einen ganz nichtigen Vorwand benützt, um mich zu ent­lassen, nämlich den, daß ich einer Arbeiterin eine Wuchtet gezeigt habe, was er als Zeitvergeudung bezeichnet hat. Ich war fünf Jahre in der Fabrik und habe niemals Unannehmlichkeiten oder Auftritte mit dem Leiter gehabt. Von Entlassung hat er mir nie etwas gesagt. Nachdem ich hier gewesen war, haben sich gleich Unannehmlichkeiten gezeigt. Ich habe vom Leiter schlechtere Arbeit bekommen, mußte in der Mittagsstunde arbeiten und mußte auf Arbeit warten. Der Verdienst betrug auch immer ein paar Sechserln weniger. (Auf Befragen.) Er hat mir nie zu hören gegeben, daß ich hier war und hat sich auch nicht gegen Andere darüber geäußert. Der Leiter hat mich überhaupt nicht leiden können und wollte uns einmal von unserer Arbeit abreißen. Wir hätten per Carton 3 kr. bekommen sollen und er wollte uns nur 2 kr. geben. Da sind wir mehrere Arbeiter hingegangen und ich habe gesprochen. Da hat er mir gesagt, ich soll anderswohin gehen, dort be­komme ich soviel. Das war aber vor einem Jahre. Dann habe ich Ruhe gehabt.

Mittels höfer: Seit wann sind Sie entlassen? Exp. Nr. 41 : Seit fünf Wochen; 8 oder 14 Tage vor der Entlassung bin ich hier ver­nommen worden.

Wittelshöfer: Wie kann er Ihrer Meinung nach erfahren haben, daß Sie hier aussagten? Exp. Nr. 41: Der Mann, welcher als Ex­perte bestimmt war, ist krank gewesen, und da bin ich gegangen. Nun hat