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Die Arbeits- und Lebensverhältnisse der Wiener Lohnarbeiterinnen : Ergebnisse und stenographisches Protokoll der Enquete über Frauenarbeit, abgehalten in Wien vom 1. März bis 21. April 1896
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nannte Theatergesetze, die die Strafen enthalten. Dann gibt es noch echte Lnxusdamen, die werden für die kleinen Soli mit fl. 20 höchstens engagirt, müssen sich aber Brillanten- und andere Schmuckgegenstände besorgen. Wir haben eine Dame gehabt, die auch in einem großen Wiener Theater war und nur deswegen vorgezogen wurde, weil sie mit Bontons und Brillanten besteckt war. Sie war im Chor und der Direetor hat angeordnet, daß sie vorn stehen solle; sie war mit einer Gage von fl. 20 per Monat angestellt. Die Directoren wissen auch sehr gut, daß da Wagen mit den Verehrern angefahren kommen, daß das Publicum durch Briefe, durch den Portier auf der Bühne verkehrt u. s. w. Die Directoren Nüssen auch, daß die Cava- liere den Damen die Brillanten geben und ihre Liebhaber sind. Das wechselt natürlich. In unserem Theater ist das nicht so heikel, wie an anderen Theatern, da fängt der Cavalier schon beim Fleischhauer an. Wir haben es auch erlebt, ich muß es leider sagen, daß die Damen, wie der Wiener Aus­druck lautet,auf den Strich" gegangen sind. Wenn es angezeigt wurde, mußten die Damen nothgedrungen fortgegeben werden. Daß aber die Damen oft nicht zur Vorstellung kommen, weil sie ihre Cavaliere bei sich haben, das muß der Secretär selbst bestätigen.

Vorsitzender: Was ist der höchste Gehalt? Experte 4: Bei den Chordamen fl. 30. Diese vier ersten Chordamen, von denen ich ge­sprochen, haben fl. 30. Im Sommer sind sie sogar sehr froh, das zu be­kommen ; das sind aber anständige Chordamen. Die anderen sind die Luxus­damen, sie machen nur den Mund aus, ohne zu singen, die bekommen nichts oder fl. 10 bis 15, und da drängen sich 150 bis 160 dazu.

Herrdegen: Besteht hinsichtlich des Gehaltes der Anfänger ein wesentlicher Unterschied zwischen dem weiblichem und dem männlichen Personal? Exp. Niedt: Nein, es ist kein wesentlicher Unterschied.

Herrdegen: Und das Vorwärtskommen? Exp. Niedt: Das kommt auf die Specialität an; es gibt gewisse Fächer, welche besser bezahlt werden, weil sie weniger vertreten sind, und andere, die geringer bezahlt werden, weil darin größeres Angebot stattfindet. Es ist selbstverständlich, daß ein jugendlicher Liebhaber mit außerordentlichem Talente, großem Feuer und schöner Figur besser bezahlt wird als ein Baterspieler, der schon Jahre aus dem Rücken hat und nur ein nothwendiges Uebel ist. Es ist selbst­verständlich, daß ein Schauspieler erster Qualität besser bezahlt wird als ein Chargenspieler, eine Primadonna besser als eine kleine Soubrette.

Herrdegen: Wie ist aber das Verhältniß in der Bezahlung der beiden Geschlechter beim Chor, wo doch die Leistungen ziemlich gleich sind? Exp. Niedt: Es handelt sich da vielleicht nur um fl. 5 Unterschied. Wenn männliche Mitglieder fl. 50 haben, so müssen das in der That Chor­sänger sein; da ist der Capellmeister, der das beurtheilt, und wenn einer nicht singen kann, so wird er nicht engagirt.

W i t t e l s h ö f e r: Welches sind die niedrigsten Gehalte der Männer beim Chor? Exp. Niedt: Sie bekommen fl. 45 bis 50.

Wittelshöfer: Sie sind also doch höher als bei den Damen? Exp. Niedt: Ja, diese Leute müssen aber etwas können. Es kommt in erster Linie auf die Stimme an.

Schluß der Sitzung 12 Uhr 30 Minuten Nachts.