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und vor allen die Maitressenwirthschaft, die Ludwig XIV. auf der Höhe des Thrones sanctionirte und Ludwig XV. schamlos an das Tageslicht als Zier des Thrones stellte, diese Kräfte mußten zersetzend wirken auf Leben und Denken des Weibes, auf Fühlen und Empfinden. Da bricht das Straf­gericht einer furchtbaren Revolution herein und in der Sehn­sucht nach politischer Freiheit glaubt das Volk in der Befriedigung dieser Sehnsucht allein Rettung zu finden. Freiheit und Rechte, und immer Freiheit und immer Rechte ruft die entfesselte Masse und schreitet über die Leiche des Monarchen, und watet durch das Blut der Guillotine und findet doch das Glück nicht und die Zufriedenheit und den Wohlstand. Man hatte vergessen im wilden Rausch des Tages, der die Ketten brach, daß Arbeit und Bildung allein glücklich und wohlhabend macht, und daß einzig und allein auf der Freiheit des Leibes v on d en natürlich en Bedürfnis sen die Frei­heit des Geistes und des ganzenMenschen ruhen kann. Die wirthschaftliche Sicherheit ist die einzig feste Basis der politischen Größe und der politischen Freiheit. Diese Sicherheit aber gibt allein die Arbeit und der Schweiß des Angesichtes.

In dieselbe Verirrung und mit dieser in die gleiche Entartung aller Gedanken und Vorstellungen stürzte das weib­liche Geschlecht, und machte durch seinen Wahnsinn für Jahrzehnte den Gedanken einer Frauenemanzipation un­möglich.

Als Ludwig XVI. in dem Einberufungsdekret der Ltats Zensraux zugleich alle Wahlkörper aufforderte, ihre Beschwer­den vorzubereiten und den Abgeordneten zur Berathung mitzugeben, da verfaßten auch die Frauen des Mers-Ltat