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anzugeben, durch welche sie bekämpft und endlich reformirt werden können. Aber folgen wir selbst diesem Fingerzeig, so werden wir gewiß zu der Erkenntniß gelangen, daß die Er­ziehung allein, sie mag auf welch' hoher Stufe auch stehen, nicht im Stande sein wird, die Stellung des Weibes im öffentlichen Leben zu verändern. Die persönliche Bildung wird immer die Basis bilden des persönlichen Werthes eines Men­schen. Sie wird der erste und gewiß auch sicherste Baustein zum persönlichen Glück und Wohlergehen sein. Aber wie sie immer und überall ungleich ist in ihrem letzten Erfolge und abhängig zugleich von der gütigen Ausstattung des Menschen durch die Natur, so wird sie auch nie der alleinige gleiche Maßstab sein können für die Geltendmachung des Indivi­duums im öffentlichen Leben. Dieses, wenn es gerecht sein will, muß aber gleich sein in der Forderung der Bedingungen, unter denen man die Schätze, die es bietet, genießen kann.

Nicht anders verhält es sich mit einer Reformation der bestehenden Einrichtungen, wenn man darunter nicht eine Um­gestaltung der Bedingungen verstehen will, auf welche allein hin jene zu einer gedeihlichen und dauernden Umgestal­tung geführt werden können. Denn alle öffentlichen Einrich­tungen des Lebens der Völker sind nicht lose Schöpfungen, welche dem Gedanken entsprungen und einem Organismus aufgepfropft sind, sondern werden immer, wenn sie eben diesem Leben innig verbunden sein und bleiben sollen, aus dem Organismus desselben sich erzeugen und innig mit seinen Kräften verbunden sich frei und selbstständig gestalten müssen. Darum ziehen ja so häufig Revolutionen an dem wahren Glücke der Völker vorüber, und lassen keine Spur zurück in der Arbeit der Entwicklung der Menschheit, weil sie dieses Gesetz alles Lebens vergessen oder willkürlich überspringen