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wollen. Und ebenso wird die Arbeit auch des größten Geistes vergeblich sein, wenn er die Reformation des Schicksals und der Würde des weiblichen Geschlechts nur durch Herstellung und Erwerbung eines neuen und großen Lebens und Wir­kungskreises vollziehen will, ohne die Kräfte genährt und ent­faltet zu haben, diese Kreise wieder auszufüllen. Für das Leben und seine hohen Rechte erzieht nur das Leben und seine Pflichten.

In diesem Worte liegt die Aufgabe jener, welche besorgt sind, die Stellung des Weibes zu ändern, die Kräfte, welche die Natur in Leib und Geist des Weibes gelegt hat, zu ent­falten, und in ihrer Entfaltung zur allgemeinen und wür­digen Anerkennung zu bringen. Die Natur weist darauf hin und die ganze Ordnung der menschlichen Gesellschaft begehrt Nichts Anderes. Die Natur setzt den Menschen das einzige Gesetz zu sein. Sie gibt ihm dafür den Leib, und hebt ihn in seiner ausgezeichneten Organisation über alle andern Ge­bilde ihrer Schöpfungskraft durch das Bewußtsein von diesem Sein. Die menschliche Gesellschaft aber setzt den Einzelnen als Gesetz sich zu entwickeln. Sie gibt ihm dafür die gesellschaftliche Ordnung, die in der Familie, in der Ge­meinde und im Staate ihr Recht findet, und kräftigt ihn dadurch in der Erfüllung seines Berufes, indem sie ihn als Selbstzweck setzt. Und die Erfüllung dieses Gesetzes zu sein und sich zu entwickeln ist die Geschichte des Lebens und seiner Pflichten. Und die Mittel dieses Gesetz zu erfüllen sind Arbeit und Wissenschaft. In des Menschen Arbeit liegt die Sicherheit der menschlichen Existenz, in des Menschen Wissen der ewig lebendige Beruf seiner Entwicklung. Die Gegen­wart in ihrer tiefen Erkenntniß des menschlichen Wesens hat dafür einen schönen und passenden Ausdruck gefunden. Sie

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