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ihr und ihrer Macht ist es, wenn wir der Elektrizität unsere Gedanken anvertrauen.
Nein, meine Damen, man muß den Muth haben, einer menschlichen Schwäche und einem Vorurtheil entgegenzutreten und muß sich nicht beugen vor dem Eigensinn vorgefaßter Meinungen; denn oft hat dieser selbst das Edle im Keime verhindert, selbst das Gute im Gedeihen zerstört, zumeist in der Frage, welche wir behandeln. Eine Schule gründen für Frauen und Mädchen, in der nicht das A B C Anfang und Ende des Wissenswerthen bedeutet, nennt der Einfältige schon Emanzipation, Gewerbesreiheit für die Frauen schilt man Emanzipation und wenn man nicht soweit interessirt ist, daß man sie also bezeichnet, sieht man das Mädchen, das einem Geschäfte dient, wie eine liederliche Dirne an. Und kaum regt sich der Geist, der mit Ernst die Reform der weiblichen Stellung im wirthschaftlichen Leben anstrebt, so tönen von allen Seiten die gedankenlosen Mahnungen: nur keine Emanzipation! Selbst die Poesie kann sich nicht enthalten in einer Stunde der Gedankenlosigkeit über die Emanzipation der Frauen der Gegenwart „eine Fastenpredigt" zu halten. Diese ungerufenen Mahner und ungebetenen Vormünder einer edlen Bestrebung wissen gar nicht was sie thun. Sie rechtfertigen die Bemerkungen ihrer Engherzigkeit und Einbildung, indem sie immer vorgeben gegen eine „sogenannte" Emanzipation zu sprechen. Aber sie sollten bedenken, daß eine Warnung vor dem Schlechten in dem Augenblick, wo schüchtern das Gute sich regt, eine Verleumdung desselben ist. Wer von edeldenkenden Menschen kümmert sich denn heute noch um jene „sogenannte" Emanzipation, welche von Zeit zu Zeit Strömungen einer entfesselten Phantasie oder unbegränzter Sinnlichkeit erzeugen! Und ist es denn eine Emanzipation,