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wenn das Weib den Lastern und Schwächen des Mannes zu huldigen trachtet und selbst den Pfaden dieser Laster und Schwächen folgt? Nein! Auf solche Entartungen ein Wort anwenden, welches das ganze Culturleben der Menschheit um­fassen kann, ist gedankenlos und sittenlos.

Die Arbeit, welche die Gegenwart an allen Orten nährt und erzeugt, um das weibliche Geschlecht von den Banden der geistigen Unwissenheit und wirthschaftlichen Ohnmacht zu be­freien, diese Arbeit ist in Wahrheit eine Emanzipation des Weibes. Sie soll das Weib emanzipiren von dem Fluche, der Sittenlosigkeit wie einer Lebensbestimmung zu verfallen, von der ewigen Sorge ihre Hände verdingen zu wollen und nicht zu können, von dem Fluche der Armuth und des Elends. Aber sie soll das Weib auch emanzipiren von Vorurtheilen über seine Arbeit und seinen Geist. -Sie soll zeigen, welche Kräfte die Natur in ihren Körper und Geist gelegt hat, wie es fähig ist zu tausend Dingen, welche die Arbeit der Welt bilden, und die es selbst nie, als seiner Kraft und seinem Ver­stände gerecht, erfassen wollte.

' Daß diese Arbeit in unsere Tage fällt, ist ihr eine sichere Bürgschaft ihres Gelingens. Wir nennen unser Jahrhundert das wirthschaftliche Zeitalter. Wir nennen es darum so, weil es nicht mehr wie die vergangenen Jahrhunderte, von der Krankheit behaftet ist, die die Arbeit zu einer Schande macht, und den Werth des Standes in der Trägheit und Sitten­losigkeit sieht, weil es erkennen gelernt hat, daß die Arbeit die Quelle des nationalen Reichthums und die Basis des menschlichen Glückes ist. Und in dieser Erkenntniß wird die Arbeit wieder das Zeichen der sitt­lichen Thatkraft desMenschenundseinerEhre. Und in der Aufregung dieser Elemente, dem Rollen nicht