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werden kann. Der Staat ist ohnmächtig mit all seiner

Macht und Gewalt das Glück des Einzelnen selbst zu

begründen. Aber der Staat hat auch nicht die Aufgabe dieses zu thun. Der Staat mit seiner Machtfülle und mit seiner Freiheit ist einzig und allein die schützende Macht und die Bürgschaft der Sicherheit, daß sich in seinem Verbände das Glück des Einzelnen begründen kann. Nur wenn der Staat dies allein ist, kann die Freiheit des Einzelnen

bestehen. Und diese Freiheit zu bewahren, lehrte die Gegen­wart nichts mehr vom Staate zu fordern, und setzt das

Glück und das Wohlsein des Menschen auf seine eigene

Kraft, indem sie ihm sagt: Hilf Dir selbst und Gott wird Dir helfen!

Auf diesem Grundsatz ruht die soziale Freiheit der Gegenwart. Denn kaum war das Losungswort des per­sönlichen Glückes gefunden, fand man auch das Mittel, es ?

durch die That zur Wirklichkeit zu machen. Man wußte, ^

daß der Einzelne ohnmächtig ist, sich in den Wechselfällen ^

des täglichen Lebens immer und allein aufrecht zu erhalten.

Aber man ahnte, daß an der Verbindung der Einzelnen zu i

gemeinsamen Schutz und Trutz die Fluth des alltäglichen Lebens brechen wird. Und in dieser Ahnung schuf man die Assoziation, die Genossenschaft, und machte in ihr den Schwachen stark, den Armen wohlhabend, den Kreditlosen fähig Kredit zu gewinnen. Man schützte in ihr den Ein­zelnen durch die Gemeinsamkeit der Interessen vor Gefahr und Unglück, und machte Alle stark durch das Vertrauen aus die Gemeinsamkeit der Kräfte. Schon dehnt sich über Deutschland ein großes Netz solcher Genossenschaften aus, schon faßt der Saamen dieser Idee in Frankreich Wurzel. England sieht ihn längst in reicher Blüthe. Viel Glück ist schon