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darauf bildet eben die Geschichte der Frauen.

Wir wollen nicht in das ferne Alterthum zurückgreifen, und die Geschichte untergegangener Völker prüfen. Es kann unsere Aufgabe nicht fördern, denn so groß die Zeit auch gewesen, in deren Thaten und Gedanken Asien der Mittel­punkt der Welt war, so herrlich die Kultur Griechenlands und Roms auch emporblühte Alles ist dahingegangen und verschwunden, und die Gesittung Europas fand andere Träger und wurzelt auf einem andern Geiste. Reizend wäre es wohl, hineinzusehen in dieses Treiben einer vergangenen Zeit und merkwürdige Beweise könnten wir daraus ableiten für das Recht unserer Frage. Griechische Frauen ragen nicht nur durch den Zauber ihrer Schönheit, welchen Sage und Dichtung uns erhalten, hervor. Sie müssen tief in das wirthschaftliche Leben des Volkes eingegriffen haben, denn auch ihre Arbeits­kunst und die Werke ihrer Hände rühmt die Geschichte und die Poesie. Penelope war eine Kunstweberin, die Königin von Mazedonien eine weit berühmte Köchin und Nausikaa eine Ruhmes und Sanges werthe Wäscherin. Zahlreiche Beispiele ähnlicher Art zeigt uns die römische Geschichte aber wie immer dem auch sein mag, die Kultur des modernen Europas zählt ihre Geburtsstunde von dem Erscheinen der germanischen Völker. Wir wollen auch unsere Geschichte von diesem Augen­blicke an beginnen.

Bei keinem Volke der Erde nahmen die Frauen eine so bedeutende und bedeutungsvolle Stellung ein, als bei den germanischen Völkern.

Zwei große Eigenschaften in wunderbarer Vollendung zeichnen das Weib in dieser Stellung aus, und bestimmen seinen Werth und seine Bedeutung. Durch seine geistige