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Bildung eines nationalen Geschmackes. Der nationale Ge­schmack aber in seiner Erscheinung als Arbeitsprodukt ist die Mode. Dieser innere Prozeß, verbunden mit der historischen Erscheinung eines schnellen und dauernden Wechsels der Mode, durch das ganze Mittelalter bis weit in die Neu­zeit, überflügelt denn gleichfalls durch eine reiche Nachfrage die Familienwirthschaft, welche mit ihrem Angebot jener Nachfrage gegenüber ohnmächtig ist. Das organisirte Ge­werbe allein vermag ihr zu genügen. Es ist möglich, ja es ist gewiß, daß neben diesem die weibliche Arbeit noch zahl­reiche Dienste leistet, aber sie erscheint besonders als volks- wirthschastliche Arbeit schon nebensächlich, ja fast entbehrlich. Nur auf dem Lande, in der Ackerbauwirthschaft gilt sie gleich wie ehemals neben der männlichen Arbeit, und erhält sich in dieser Stellung bis in die Gegenwart. Erst in un­seren Tagen beginnt die Maschine auch hier neben der Konkurrenz, welche sie selbst der männlichen Arbeit macht, zumeist die weibliche Arbeitskraft zu bekämpfen. Dieser höchst wichtige Prozeß in der wirtschaftlichen Entwickelung ist erst im Beginn, und noch ist es unmöglich sein Ende und seine vollen Wirkungen zu bestimmen. Nur eins ist schon sicht­bar, und dieses eine hängt innig mit der Erscheinung der Sorge um die Organisation der weiblichen Arbeitskräfte in unseren Tagen zusammen, und dem Erscheinen jener edlen Vereine, welche dafür sich bemühen. Es ist dies die Bildung eines anwachsenden Stromes der ländlichen Bevölkerung nach den großen Städten, um Arbeit und Verdienst zu finden. Wir kehren daraus am entscheidenden Orte wieder zurück.

Neben dem Aufblühen des nationalen Lebens und der Entwickelung der gewerblichen Wirthschaft, welche zumeist die Frauenarbeit in ihrer häuslichen Ordnung bei Seite schiebt,