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neben dieser Erscheinung macht sich bald eine zweite geltend, welche endlich die weibliche Arbeit gänzlich aufhebt, ja ganz unmöglich macht. Es ist dies die Organisirung der Ge­werbe nach einer genossenschaftlichen Ordnung. Wir nennen sie die Zünfte, und nach ihrer finanziellen Seite die In­nungen.

Die Entwickelung der Zünfte hängt innig mit der Ent­wickelung des städtischen Lebens zusammen. Sie hat Theil an der Blüte desselben, und wird bald durch ihre genossen­schaftliche Macht und den Reichthum, den sie aufhäuft, der Träger dieser Blüte. Die Zünfte sind endlich die tüchtige Kraft, welche in den großen Städtekriegen des vierzehnten Jahrhunderts gegen den feudalen Raubadel das Heer der Kämpfer stellten. Und wenn auch im Süden Deutschlands nicht siegreich im Kampf, so sind sie doch kräftig genug, um dem Bürgerstaude in seiner Arbeit und Bildung Ehre, Achtung und Anerkennung zu erzwingen. Im Norden aber, wo sie keinen Feind ihrer Entwickelung zu bekämpfen haben, schwingt sich Zunft- und Städtewesen in inniger Verbindung hoch empor, und gipfeln in ihrer Entwickelung in dem größten Ereigniß der mittelalterlichen Volkswirthschaft, in der Hansa.

Groß nach Außen in ihrer festgeschlossenen Gemein­schaft, werden sie streng und eifersüchtig nach Innen auf die Quelle ihres Reichthums und ihrer Macht aus dieAus- schließlichkeit ihres Arbeitsrechtes, das Privilegium des Gewerbes. Wer nicht in der Zunft ist, hat kein Recht auf gewerbliche Arbeit, wer die Kraft seiner Arbeit entwickeln will, muß in die Zunft eintreten. Schwierig ist dieser Ein­tritt und langwierig der Prozeß ihn zu erreichen, wenn er aber errungen ist, dann ist er eine Sicherheit der Erhaltung und des wirtschaftlichen Wohlstandes, ja im Laufe der