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in Lied und Schrift, in Gesang und Rede den einzigen Beruf des Weibes der Liebe zu gehören, ihr zu dienen und in diesem Dienste dem Manne in seiner Sorge und nach des Tages Mühe Trost und Erholung zu sein. Nach solchen Lehren und losgetrennt durch die Zünfte von der Volks­wirthschaft, bildet sich jener Grundsatz, der selbst von der Gegenwart noch wie ein alleinseligmachender Glaube festge­halten und bei jedem Begehr des Weibes nach Entwicklung wie eine allmächtige Waffe gebraucht wird: das Weib hat keinen andern Beruf, als Mutter und Gattin zu sein und die Sittlichkeit zu erhalten. Wir werden auf diesen Satz, der mehr als eine Phrase, der ein Unglück ist, denn er hat das Weib in seiner Entwicklung zumeist gehemmt, alsbald zurück­kehren. Wir wollen vorher nur in Kurzem noch betrachten, wie der Absolutismus der Staaten diesen Satz für seine Regierungsweisheit und allgemeine Bevormundung erhalten und geübt hat.

Die Gewalt und Willkür kann nur über ein Volk von Sklaven herrschen. Das Ziel dieser Herrschaft und ihre Auf­gabe ist: dieses Volk von Sklaven zu erhalten. Und Lehre und Mittel dieser Arbeit ist die Sittenlosigkeit und das Laster. Das wirthschaftlich ohnmächtige Weib steht mitten in diesem Staate neben einem Adel, der den Bauer schindet, um die Schwelgerei seines Lebens zu zahlen, neben einem Clerus, der sich abkehrt von den Lehren Christus und den Aposteln, neben einem Heer von Beamten, das nicht viel und einem Heer in Waffen, das nichts thut, wenn es nicht das rohe Kriegshandwerk übt, und endlich neben einem Bürgerstande, der zünftig in seiner Arbeit geschlossen, in dem Zunft- verbande nicht mehr die Stütze seiner Arbeit, sondern seiner Trägheit und geistigen Faulheit sieht. Neben diesem Volke