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steht das Weib hab- und arbeitslos, immer eine unsichere Zukunft vor Augen, ja des Elendes gewiß, wenn nicht ein Zufall es rettet, ohne Willen und ohne Kraft und ohne die Möglichkeit sich selbst etwas zu sein. Wirtschaftlich ohnmächtig ist das Weib sittlich unfrei.

Das Ziel des Lasters, das Streben der Begierde und geschaffen von Natur aus, sie zu befriedigen, ist am Ende die einzige Aufgabe des Weibes der Lust zu genügen. In diesem Berufe und ohnmächtig sich selbst von dem Reiz des Lasters zu befreien, durchfrißt es endlich die Kraft des Volkes, schwingt sich selbst auf den Thron und beherrscht Europa. Die Throne von Frankreich, Spanien und Italien, die kleinen Despotennester Deutschlands, ganz Europa wird fast ein Jahrhundert lang von Maitressen regiert, die frei im Lichte der Sonnen auf den Thronen sitzen, und das Geschlecht in seinem einzigen Berufe, in seiner alleinigen Macht, in der Macht der Sinnlichkeit adeln. Das Volk von Sklaven trägt leichter die Fesseln, wenn es sie im Rausche auf die Schul­tern legt, es vergißt die Schmach der Sklaverei, wenn es sich selbst in seinem Laster ertränkt. Und das ist das Weib durch mehr als ein halbes Jahrtausend, in dem man auch Zeit genug hatte, zu vergessen, daß es ebenso lange etwas anderes war. Sie müssen Demokratinen werden, meine Damen, denn imr im freien Staat wird das Weib seine Würde wieder finden, denn es wird in ihm allein die Freiheit seiner wirth- schaftlichen Kräfte wieder erwerben.

Blicken Sie nach Amerika hinüber. In keinem Staate der Welt, bei keinem Volke nimmt das Weib jene hohe acht­bare und achtunggebietende Stellung ein, wie in dem freien Nordamerika. Und es ist dies keineswegs darum, weil viel­leicht dort das Weib mehr, denn anderswo, seinem Beruf,