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war ja nicht zum Druck bestimmt. Weil es dazu nicht bestimmt war und ich den vor einer Reihe von Jahren bereits verstorbenen Freund nicht um Erlaubniß zur Veröffentlichung fragen kann, so vermeide ich es seinen Namen zu nennen, der ja auch zur Sache nicht nothwendig ist. Die erwähnten Stellen sind folgende:

Ich'beharre dabei: wo entschieden eine Neigung zu einer Sache da ist, da ist auch Talent dazu da; mag das Talent in seinen Erfolgen auch gar nicht, oder in der ersten Zeit nicht glücklich sein, es liegt das 'ent­weder an minder günstigen Verhältnissen, oder daran, daß es irgend wie nicht zur Ausbildung und Entwickelung gekommen ist. Ich kann natürlich nicht von jenen Neigungen sprechen, die eigentlich nicht auf die Sache selbst gerichtet sind, sondern sich blos auf den glänzenden Erfolg oder große Vortheile einer Beschäftigung beziehen. Aber wenn man letzteren Fall bei Seite stellt, so möchte ich fest auf dem oben ausgesprochenen Satze beharren. Ja wenn die Fälle gar nicht selten sind, daß Manche zu irgend einer Kunst im eigentlichen Sinne erst hingeprügelt worden sind und doch Großes geleistet haben, so dürfte eine anhaltend und bestimmt ausgesprochene Neigung zu irgend einer Beschäftigung wohl die allersicherste Garantie in sich selbst haben. Du erläßt mir wohl die besondere Anwendung hiervon, um den Verdacht zu vermeiden, als wolle ich meine wahre Ueberzeugung nicht sagen, Dir nur etwas Angenehmes aussprechen.

Was Du weiter erwähnst, daß Du anfangen wollest für Deinen Zweck zu studiren, so fürchte ja nicht, daß ich gelacht habe; es muß es Jeder zu seinem Handwerk thun, wie könnte er es anders erlernen. Der alte Göthe schilt, daß man es sich jetzt so leicht zu machen wünsche, da man doch in allen anderen menschlichen Beschäftigungen sich immer danach erkundigen müsse, was Andere geleistet hätten und wie sie dazu gekommen seien, und so werde es wohl auch hier recht sein aus die Erfahrung Ael- terer gestützt weiter fortzuschreiten. Wie er das meine, davon spricht er mehrmals, indem er darauf hinweist wie kunstverständig Walter Scott in seinen Romanen verfahre und wie sehr er dies namentlich in Waverley und Jvenhoe bewiesen habe. Er kann also wohl nur wollen, daß man diese Romane z. V. nicht blos hinsichts des Interesses an der Entwicke­lung lese, sondern auch achte auf die verschiedenen Charaktere, die er in jedem Romane zusammenstellt; wie und wo er die Charaktere sich ent­wickeln läßt, welche Gruppen er besonders heraushebt und durch welche