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nehmen will ich Sie wohl, junger Herr, aber laufen müssen Sie, das Sitzen möchte Ihnen doch zu theuer zu stehen kommen; ja, ja, das kommt von den Eisstacheln, damit muß man genau Bescheid wissen." Aber als er sah, wie übermüdet ich war, half er mir fort so gut es ging, sprach mir Muth ein und was noch besser war, gab mir das Wenige, was er noch an Mundvorrath — schwarzes mit Fett bestrichenes Brod — bei sich führte. So gelang es den redlichen Bemühungen des guten Mannes mich munter zu erhalten und vorwärts zu bringen, immer näher der Vaterstadt, bis uns endlich Stimmen entgegen tönten durch die einsame Nacht. Es waren Leute unter Anführung unseres alten, treuen Kutschers, die von den geängsteten Großeltern ausgesendet waren, immer wieder aufs Neue, mich zu suchen und heimzubringen, lebendig oder auch todt, nach des Herrn Wille, wie die gute Großmutter unter strömenden Thränen gesagt. — Welche Freude der Begrüßung! Und nun erst diejenige oben im trauten Familienzimmer!
Als ich darnach meine Schlafkammer aufsuchte, rief das Festgeläut zum Frühgottesdienst und „nie wieder," schloß der Hausherr, „hat ein Klang mich so wunderbar berührt, als diese Lübbener Weihnachtsglocken."
N l e n - 8 i e i n k» r e cli e.
Von
HlliMnn Magner.
„Steine zerbrechen und Felsen zerspalten" gilt in den Märchen als eine Arbeit für ungeschlachte Riesen. In der nordischen Götterlehre schleudert der Donnergott Thor seinen Streithammer, den Donnerkeil, auf die Häupter der Berge, — in den Mythen der Griechen besorgt Zeus durch seine Blitze dergleichen Steinbrecherarbeit.
Aber bereits in den deutschen Sagen treten auch die Schaaren der Wichtelmännchen und Koboldchen auf und zerbröckeln das feste Gestein. Die Naturforschung lehrt, daß die anscheinend winzigen Kräfte der Natur, die aber unausgesetzt lange Zeiten hindurch wirken, viel -erfolgreicher daran arbeiten, die hohen Berge der Erde zu zerstören und abzutragen als es einzelne, wenn auch noch so gewaltige Blitze und Lawinenstürze vermögen.