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damit.Ei," erwidert darauf Mancher,Jeder der nicht ganz blind ist, sieht mit den Augen." Ja, freilich; aber wie sehen viele Menschen? Nur überhin. Elfe sah tiefer, nämlich sie sah mit den Augen und Ge­danken zugleich. Als sie noch ganz klein war und Stunden lang allein gelassen wurde, da beobachtete sie die Thiere, die sie bemerkte: die Fliegen, die Spinnen, die Ameisen, die Raupen, die Käfer. Als sie dann später zur Schwester Johanna kam, da freute sie sich sehr, wenn diese von Gottes Schöpfungswundern erzählte und dann auch auf die ihr schon so wohl­bekannten Thierchen die Rede kam. Schwester Johanna wußte so hübsch zu erzählen von der Arbeitsamkeit der Thiere, von der Geschicklicheit, mit der sie ihre Arbeit verrichteten, und sie sagte immer: das ist alles so von Gott angeordnet.Der Mensch ist aber klüger als die Thiere," fügte sie hinzu,der kann nachdenken, der ist nicht blos fähig eine einzelne Arbeit zu machen, er kann verschiedene Dinge arbeiten und er kann auch Gott lieben, was ein Thier nicht kann. Dem Thiere ist keine Offenbarung Gottes zugegangen, das Thier weiß nicht, daß ein Heiland geboren wurde, um die Menschen zu lehren Gottes Kinder zu werden." Schwester Johanna brachte immer die Natur in Verbindung mit Gott, das gefiel der kleinen Elfe so besonders gut, weil sie ein rechtes Naturkind war und ja selbst schon recht aufmerksam die Natur beobachtet hatte.

Die junge Comtesse Gertrud erfreute sich an der kleinen Elfe und sie führte sie auch ihrem Großpapa zu. Viele alte Leute haben große Hin­neigung zu Kindern, das war auch der Fall bei dem alten Grafen im Schloß und er sah es recht gern, daß Else jedesmal zu seiner Enkelin - kam, wenn sie mit ihren Eltern bei der Maurerfamilie zum Besuch war. Wenn sie dann Abschied nahm, beklagte es die junge Comtesse und der alte Graf beklagte es auch, der alte Herr besonders, denn er wußte ja, seine Enkeltochter werde ihn auch bald verlassen und er fühlte, der Verkehr mit Kindern that ihm wohl.

Ein Jahr verging, da kam Else ganz zu dem Maurer in's Haus. Ihr Vater starb an einer heftigen Entzündung und ihre Mutter, schon lange kränklich, zehrte sich aus. Da stand die kleine Else allein. In der Waldhütte konnte sie nicht bleiben, Schwester Johanna konnte sie auch nicht zu sich nehmen, des Vaters Bruder, der Maurer, war aber wohl­habend, der holte die kleine Else aus der Waldhütte ab und sie wurde sein Kind. Es ging nun ein neues Leben für die Kleine an. Sie war nicht fremd bei dem Oheim, man hatte sie ja auch sehr gern und der