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Miesekätzchen ging spazieren Auf dem Dach am hellen Tag,

Macht sich an den Taubenschlag,

Eine Taub' zu attrapiren.

Miau! Miau!

Schlüpft wohl in das Loch hinein;

Aber kaum ist sie darin.

Ist der Appetit vergangen:

Eine Falle, siehst du, fällt.

Für den Marder aufgestellt.

Und das Kätzchen muß drin hangen.

Und im Sterben schreit sie: Trau!

Nicht auf Diebstahl je, Miau!"

Doch die Jahre eilen und die Forderungen an die von Gott gegebenen Kräfte erweitern sich. Treck hatte das Glück, daß sein ernstes Streben, sein unermüdlicher Fleiß und seine ausgezeichneten Talente nicht unbekannt blieben. Das Wohlwollen hochgestellter Männer verschaffte die Mög­lichkeit, das Gymnasium zu besuchen und später auf Universitäten die ge­pflegten Kenntnisse zu erweitern. Der alten, wie der neuern Sprachen war er vollkommen mächtig und viele bedeutende Werke fremder Literatur, be­sonders von Shakespeare, sind von ihm in die deutsche Sprache übertragen. Nach dem Abgänge von der Hochschule, wo er schon durch ausgezeichnete, im Drucke erschienene kleinere und größere Schriften die Aufmerksamkeit erregt hatte, unternahm er Reisen nach England, Frankreich und Ita­lien. In Rom wurde er von schwerem Gichtleiden heimgesucht, welches ihn auch später nie verlassen; so kehrte er nach Deutschland zurück und fand bei einer ihm sehr befreundeten Familie in Ziebingen einem schönen Landsitze nahe Frankfurt a./Oder ein wohlthuendes Asyl.

Geistig und physisch erfrischt, erneute er in dem erfreulichen Still­leben seine literarische Thätigkeit und verweilte dann längere Zeit in Jena, München und Dresden. Die schöne Elbstadt, welche ihm durch Naturreiz, Kunst und den regen Antheil an geistigem Leben und Streben vieles Anziehende bot, wählte Tieck zu einem dauernden Aufenthalte und er bürgerte sich 1819 daselbst ein, wo er mit seiner Gattin und seinen beiden Töchtern Dorothea und Agnes ein Haus am Altmarkte, nahe der Kreuz­kirche, bezog. In jenen Räumen hat er mehr als zwanzig Jahre gewohnt, daselbst viele Einheimische und Fremde bewillkommt und einem Jeden