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drückte sie der Großmutter noch einen harten Thaler in die Hand und schied mit heißem Dank der Zurückbleibenden. Als Gertrud nach Hause kam, sprangen ihr die Geschwister entgegen, zogen sie in das Wohnzimmer und überhäuften sie mit Fragen. Das junge Mädchen mußte immerfort erzählen!Weihnachten ist nun auch bald da, und dann wollen wir den armen Müllers eine Freude machen!"Ach ja, ach ja!" jubelten die Kinder.Ihr könnt wollene Strümpfchen stricken," sagte Gertrud zu Elfe und Anna, und der Vorschlag wurde mit Beifall aufgenommen.Ich will aber auch etwas stricken für Müllers!" sagte Fränzchen.Für Dich wird sich auch schon Etwas finden!"Aber was denn?" fragte Fränzchen weinerlich.Wohl gerade keine Arbeit, aber doch etwas Schönes! Du nimmst einen Thaler aus Deiner Sparbüchse und kaufst dem kleinen Willy ein neues Kleidchen."Ach ja," sagte Franz befriedigt,und ich suche es selbst mit Dir aus, morgen, nicht wahr?"Ja," sagte Elfe,wenn

Trudchen uns das Wollgarn kauft zu den Strümpfen. Bitte, Trudchen,

recht buntes!"

So rückte denn die liebe Weihnachtszeit heran, und es wurde kälter und kälter. Oft war anhaltender Schneefall und Franz konnte sich mit dem Schlitten im Garten umher tummeln und Schneemänner machen. Nebenan bei Müllers ging es täglich besser. Des Herrn Wege sind wunderbar, er prüft wohl oft schwer, ist aber dann auch wieder mit seiner Hilfe und Gnade da. Die kräftigen Speisen und stärkenden Weine, die Gertrud immer gespendet hatte, und ihr ganzes Taschengeld, das sie vom Vater erhielt, hatten den Nahrungssorgen Einhalt geboten. Wie manches Stück Möbel hatte Gertrud schon wieder aus dem Leihhause eingelöst!

Müllers glückliche Gesichter waren ihr schönster Lohn, ihre reinste

Herzensfreude.

Es vergingen Wochen und es war am Abend vor Weihnachten, als Gertrud mit den Geschwistern zum Christmarkt ging. Franz war noch nie dort gewesen und freute sich sehr über die erleuchteten Buden mit den vielen schönen Sachen darin. Nun wurde allerlei eingehandelt an Klei­dungsstücken und Spielwaaren. Jedem der armen frierenden Kinder, die auf dem Christmarkt saßen und mit Schäfchen und Torffiguren handelten, wurde etwas abgenommen. Die Torffiguren belustigten den Knaben sehr, aber da war ein Männchen ganz von Rosinen, das war erst recht etwas für Franz und mußte gleich gekauft werden! Gertrud vereinigte sich mit den Schwestern darüber, Müllers die Sachen heimlich zu schicken. So