endlich ganz vertilgt sein wird. Wir werden daher bei den einzelnen Göttergeschichten immer auf die Riesen zurückkommen und wollen sie darum hier nur kurz und im Allgemeinen betrachten.

Das Geschlecht der Riesen ist älter als das Göttergeschlecht. Sie bilden gewissermaßen die älteste Götterdynastie. Aus dem Leibe des Ur- riesen Dmir schufen die Asm erst die jetzige Welt, wie es denn in der Völuspa heißt:

Einst war das Alter, da Hmir lebte.

Da war nicht Sand, nicht See, nicht salzige Wellen,

Nicht Erde fand sich noch Ueberhimmel,

Gähnender Abgrund, und Gras nirgends.

Aber wenn auch der Ur-Riese seinen Leib zur Bildung der Welt her­geben mußte, und in seinem Blute, aus dem das Weltmeer geschaffen wurde, viele seines Geschlechtes ertranken, so blieb doch einer am Leben, um es fortzupflanzen, und von ihm stammt die große Schaar der Götter­feinde. Getrennt von Midgard, dem Lande der Menschen, und von As- gard, der Wohnung der Götter, wohnten sie in Jötunheim, stets darauf bedacht, die Schöpfung der Götter und womöglich diese selbst zu vernichten. Sie hausten in felsigen Thälern, tiefen Höhlen und hohen Burgen, und von hier aus unternahmen sie Streifzüge in die übrigen Welten, so daß der Niese Wafthrudnir von sich sagen kann:

Von den Joten Und aller Äsen Geheimnissen Kann ich Sicheres sagen.

Denn alle durchwandert hab' ich die Welten,

Neun Reiche bereist' ich bis Niselheim nieder;

Da fahren die Helden zu Hel.

Die Götter kamen aber auch häufig nach Riesenheim, oft zum offenen Kampfe, zuweilen um die Riesen durch irgend eine List zu schädigen, namentlich sucht sie Thor, der Donnergott, oft auf und er sagt von sich:

Ich war im Osten, überwand der Riesen Böswillige Bräute, da sie zum Berge gingen.

Uebermächtig würden die Riesen, wenn sie alle lebten,

Mit den Menschen wär's aus in Midgard.

Aus dieser Stelle geht zugleich hervor, daß die Riesen auch Feinde der Menschen sind, und zwar deshalb, weil die Götter deren Freunde und Wohlthäter sind. Die Menschen sind also die natürlichen Bundesgenossen