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Doch unser himmlischer Vater beschützt oft auf eine wunderbare Weise i>ie Menschen, und namentlich sind es die kleinen Kinder, die noch nicht im Stande sind für sich selbst zu sorgen, die er in seine besondere Obhut nimmt. Darum besteht auch der Glaube, daß Gott einem jeden dieser Kleinen einen Engel beigesellt, der dasselbe auf seinem ersten Lebenswege behütet und bewacht.

Auch unser kleiner Säugling muß wohl einen solchen Engel an seiner Seite gehabt haben; denn trotz der drohenden Gefahr, in der er sich be­fand, schlief er ruhig in seinem Bettchen weiter fort.

Und wußten es vielleicht die Alles zerstörenden Eisschollen, daß sie es hier mit einem jungen, blühenden, unschuldigen Menschenleben, dessen Erhaltung so wünschenswerth war, zu thun hatten?

, Unbehindert ließen sie die Wiege ruhig weiter schwimmen und der Strom trieb sie bis zu einem Dorfe, welches ungefähr eine Viertelmeile oberhalb Graudenz lag, wo sie von mehreren Personen, die dort ebenfalls zur Errettung Verunglückter hingestellt waren, bemerkt wurde.

Augenblicklich begaben sich diese Leute in einen Kahn, setzten ihn in Bewegung und suchten mit einem an einer langen Stange befestigten Haken die Wiege an sich zu ziehen. Nach furchtbarer Kraftanstrengung und äußerster Vorsicht, die sie anwenden mußten, um die Wiege nicht umzuwerfen, gelang es ihnen und unversehrt nahmen sie das noch immer schlafende Kindlein mit seinem Bettchen aus derselben heraus und brachten es glücklich an das Ufer. Hier nahm es eine dort wohnende Frau in ihre Obhut.

Da man wußte, daß fast sämmtliche Verunglückte des Werders nach Graudenz gebracht worden waren, so wurde sogleich ein Bote dorthin abgeschickt, der auskundschaften sollte, ob die Eltern des Säuglings noch lebten und sich dort befänden.

Das Unglück des Kindes hatte sich aber schon in der ganzen Stadt verbreitet und es gelang daher dem Boten mit leichter Mühe die Eltern zu erforschen. Die Freude derselben war grenzenlos, als sie die Kunde von der kaum glaublichen Errettung ihres Lieblings vernahmen. In Windeseile stürzten sie nach dem Dorfe hin, in welchem sich ihr Kind befand und dankten, als sie es unversehrt in ihren Armen hielten, von ganzem Herzen und aus tiefster Seele dem lieben Gott für seinen wunder­baren Schutz.