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Töchter-Album : Unterhaltungen im häuslichen Kreise zur Bildung des Verstandes und Gemüthes der heranwachsenden weiblichen Jugend / mit Beiträgen von Thekla Baudissin... Herausgegeben von Thekla von Gumpert
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Von ihrem Eigenthum retteten sie nur Geringes, dennoch waren sie glücklich; hatte unser himmlischer Vater sie doch sämmtlich erhalten und ihnen ihre gesunden- Glieder gelassen, mit deren Hilfe sie sich irdische Güter wieder erwerben konnten.

Lrieckrilk Kolk bar i.

Von

Wilhelm Suchmr.

Nachdem im Jahre 1125 mit Heinrich V. Tode das Haus der deutschen Könige fränkischen Stammes zu Ende gegangen war, stand das deutsche Volk wiederum vor der wichtigen Frage, wer nunmehr zum König zu wählen sei; diese Frage war um so bedeutsamer, weil in dieser ersten Hälfte des Mittelalters mit der Wahl des Fürsten zugleich das Geschlecht bezeichnet war, welches vielleicht für Jahrhunderte den deutschen Königs­thron inne haben sollte.

Durch verwandtschaftliche Bande stand dem erloschenen fränkischen Herrscherhause zunächst das hohenstaufische Geschlecht. Friedrich von Vüren, nach seiner an der schwäbischen Alb gelegenen Stammburg auch Friedrich von Hohenstaufen genannt, hatte dem vielgeprüften Kaiser Heinrich IV. in schweren Kämpfen treulich zur Seite gestanden und zum Danke dafür nebst dem Herzogthum Schwaben des Kaisers einzige Tochter Agnes erhalten. Zwei Söhne entsprossen dieser Ehe, beide eifrige Kampf­genossen ihres Oheims, des Kaisers Heinrich V. Der älteste derselben, Friedrich, folgte dem Vater in der schwäbischen Herzogswürde; dem jün­geren, Konrad, übertrug Kaiser Heinrich das Herzogthum Franken. So durfte das edle Geschlecht der Hohenstaufen oder Waiblinger, wie sie sich auch nach einem ihnen ungehörigen schwäbischen Städtlein nannten, im Besitz von zwei großen Herzogthümern des Reiches, dem erloschenen fränkischen Hause zunächst verwandt, sich wohl der Hoffnung erfreuen, nach Kaiser Heinrichs Tode in den Besitz der königlichen Würde zu gelangen.

Aber die deutschen Fürsten fürchteten die rasch emporgewachsen Macht des staufischen Hauses; die geistlichen Fürsten zumal besorgten, dasselbe werde den von den Franken ererbten Kampf gegen die Herrscheransprüche des Papstes wieder aufnehmen; so geschah es, daß 1125 nicht einer der beiden staufischen Brüder, sondern Herzog Lothar von Sachsen aus dem