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daß der deutsche König ihm als dem Oberhaupte der Reiche nach altem Brauch den Bügel beim Absteigen halten werde. Friedrich aber that es nicht; Hadrian stieg endlich ohne diese Hilfe ab und nahm in einem Sessel Platz. Zwar ließ es Friedrich an Beweisen der Ehrfurcht keineswegs fehlen; er beugte vor dem Papste die Knie, küßte ihm die Füße; da er aber nunmehr den Friedenskuß begehrte, weigerte sich dessen der Papst, solange Friedrich ihm nicht die altgewohnte Huldigung des Bügelhaltens erwiesen habe. Friedrich leugnete dazu verpflichtet zu sein; doch erklärte er sich endlich dazu bereit, nachdem die zur Berathung versammelten geistlichen und weltlichen hohen Würdenträger die Erklärung abgegeben, daß das Halten des Bügels eine Ehre sei, welche den Päpsten durch die zur Krönung kommenden Könige von altersher erwiesen worden sei. Als darnach etliche Tage später Hadrian abermals dem königlichen Lager nahte, ritt ihm Friedrich entgegen, stieg selbst vom Roß, geleitete den Papst vor sein Zelt und hielt ihm beim Absteigen'den Bügel; darauf erhielt er den früher verweigerten Kuß des Friedens. Die schwer bedrohte Eintracht war wiederhergestellt und gemeinsam zogen Friedrich und Hadrian gen Rom.

Aber auch die Römer bemühten sich, den deutschen König für sich zu gewinnen. Als Friedrich der Stadt nahte, erschien eine Gesandtschaft und bot ihm mit hohen Worten im Namen des römischen Volkes die Kaiser­krone an; dagegen verlangten sie Aufrechthaltung aller ihrer Vorrechte, den kaiserlichen Schutz und die Zahlung von 5000 Mark. Friedrich wies die Gesandten mit kräftigen Werten zurück; den Römern habe er nichts zu verdanken, noch sei er gewillt, einem so entarteten und verkommenen Ge­meinwesen Zugeständnisse zu machen; sein Recht auf die Kaiserkrone beruhe nicht auf ihrem guten Willen, sondern auf der Geschichte von Jahr­hunderten. Mit diesem Bescheid zogen die Römer nicht in der besten Stimmung ab.

Bei seiner geringen Streitmacht durfte es Friedrich nicht auf einen offenen Kampf gegen die gewaltige Stadt ankommen lassen; so besetzte er unmittelbar nach der Ankunft vor Rom den auf dem rechten Tiberufer gelegenen Stadttheil, in welchem die Peterskirche liegt; er selbst zog am 18. Juni mit seiner Hauptmacht ein, zugleich zur Feier und zum Kampfe gerüstet. Mit festlichem Gepränge empfing Friedrich von des Papstes Hand die Kaiserkrone; alsbald darnach kehrte er in sein Kriegslager zurück. Derweil aber vernahmen die Römer, daß die Krönung bereits vollzogen