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von Oesterreich leistete förmlich Verzicht auf Baiern, mit welchem Heinrich der Löwe belehnt ward; dagegen erhob Friedrich die durch einen ansehn­lichen Theil von Vaiern erweiterte Markgrafschaft Oesterreich zum Herzog- thum, erblich im Hause der Babenberger und ihrer Verwandten; dabei wurde das neue Herzogthum noch mit anderen ansehnlichen Vorrechten ausgestattet. Friedrich trug kein Bedenken, die Befriedung des Reiches und die Machterweiterung für den nächsten Nömerzug durch solche Zu­geständnisse an Oesterreich zu erkaufen; nichts desto weniger liegt in diesem gleichzeitig auch gegen Heinrich den Löwen geübten Aufgeben kaiserlicher Oberhoheitsrechte zu Gunsten der großen Fürsten der Beginn einer Auf­lösung des deutschen Reichsverbandes, insofern die Fürsten nach und nach aus Reichsbeamten in selbständige Landesherren verwandelt wurden, welche im Bewußtsein ihrer Macht dem Kaiser nur so lange Dienstbarkeit und Gehorsam bewiesen, als dies ihrem eigenen Vortheil entsprach.

Herbst 1157 begab sich Friedrich, von seiner Gemahlin Beatrix und einem üattlichen Gefolge begleitet, nach Burgund; auf dem Reichstage zu Besan^on brachten ihm die geistlichen und weltlichen Großen des Landes ihre Huldigung dar. Gleichzeitig aber brach ein Zwiespalt mit dem Papste aus, welcher bald Friedrichs ganze Kraft in Anspruch nahm. Nach des Kaisers Heimzug nämlich hatte Hadrian IV., von dem Normannenkönig hart bedrängt, mit demselben ein Vündniß geschlossen und ihm Unteritalien Zu Lehen gegeben; aus diesen und verschiedenen anderen Ursachen war das Verhältniß zwischen Kaiser und Papst getrübt. Es erschien nun zu Ve- sanyon eine päpstliche Gesandtschaft mit einem Schreiben, worin der Papst sich über die einem Geistlichen in Burgund widerfahrene Unbill beklagte und die Beneftcien, welche Friedrich mit der Kaiserkrone empfangen, hervorhob; Beneficien war doppelsinnig: es bedeutete zunächst Wohlthaten, weiterhin Lehen. Reinald von Dassel, des Kaisers'Kanzler, ein kühner und stolzer Mann und erbitterter Gegner päpstlicher Anmaßungen, er­kannte wohl, daß hier versucht werde, die Kaiserkrone als ein Lehen, als einen Ausfluß päpstlicher Gnade darzustellen, und verdeutschte in diesem Sinne das lateinische Schreiben. Ein Sturm des Unwillens erhob sich über die neue Anmaßung; Otto von Wittelsbach, des Kaisers muthiger Vorkämpfer in der Veroneser Klause, drang auf den päpstlichen Sprecher, den Kardinal Roland Bandinelli, mit gezücktem Schwerte ein; der Kaiser selbst trat dazwischen. Schon am anderen Tage mußten die römischen Botschafter das Hoflager verlassen. Ein plötzlicher heftiger Bruch war