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zwischen den beiden Häuptern der Christenheit eingetreten; Friedrich ging von dem Grundsätze aus, die kaiserliche Krone sei frei, er verdanke sie nur göttlicher Verleihung, nicht der Krönung durch den Papst; die deutschen Bischöfe hielten treulich zum Reichshaupte, und Hadrian IV. fand für gut, im nächsten Frühjahr durch ein neues Schreiben, welches die streitigen Beneficien einfach als Wohlthaten deutete, seinen Ansprüchen auf Oberlehensherrlichkeit bis auf Weiteres zu entsagen und dem heran­nahenden Ungewitter vorzubeugen.

Denn Friedrich hatte sich unterdeß zu einem neuen Römerzuge gerüstet. Der erste hatte geringen Erfolg gehabt; Friedrich aber war von dem Ge­danken beseelt, es sei seine Aufgabe, die auf den deutschen König über­gegangene Machtfülle des römischen Kaisertums völlig wiederherzustellen, ohne Rücksicht auf die geschichtliche Entwickelung, welche das Städtewesen in Oberitalien seit Jahrhunderten genommen hatte. Fast ohne Verbindung mit Deutschland, nur ab und zu flüchtig durch einen nach Rom ziehenden deutschen König besucht, hatten die oberitalischen Städte, starkbevölkert und reich, streitbar und wohlbefestigt, sich völlig in freie Gemeinwesen verwandelt, welche durch selbstgewählte Consuln ihre Angelegenheiten ver­walteten. Indem Friedrich Rothbart mit Mißachtung der gesammten geschichtlichen Entwickelung den Gedanken eines weltbeherrschenden Kaiser­tums wieder aufnahm und durchzuführen suchte, gerieth er in einen Kampf nicht nur gegen die Freiheit der oberitalischen Städte, sondern gegen das ganze nationale Bewußtsein, ein Kampf, welcher um so gefähr­licher war, wenn die römische Kirche mit dem Gedanken der Freiheit und Nationalität ein Bündniß schloß.

Die Mailänder hatten unbekümmert um die kaiserliche Acht während Friedrichs Abwesenheit den Kampf gegen das allezeit königstreue Pavia rastlos fortgesetzt, hatten das unglückliche Lodi völlig niedergebrannt, das zerstörte Tortona wieder aufgebaut, mit Piacenza, Brescia und andern Städten ein Schutz- und Trutzbündniß geschlossen. Friedrich dagegen sammelte Pfingsten 1158 auf dem Lechfeld bei Augsburg eine gewaltige Heeresmacht und führte sie alsbald auf verschiedenen Wegen über die Alpen; in der Po-Ebene kamen dazu die Hilfsschaaren der getreuen oberitalischen Städte, so daß man das kaiserliche Heer auf weit über 100,000 Streiter annehmen kann. Friedrich sprach auf's Neue die Acht über Mailand aus und erschien Anfang August vor der Stadt, sie ringsum einschließend. Einen Monat lang widerstanden die Stadtbürger, machten hitzige Ausfälle; Seuchen und

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