198

der Kirche schleuderte, und Jedermann von der Pflicht der Treue und des Gehorsams gegen dieselben entband. So war denn zwischen Kaiser und Papst denn Victor IV. war nur eine willenlose Puppe in Friedrichs Hand ein Kampf auf Leben und Tod entbrannt, und leider stand der Papst hier auf der Seite der nationalen Freiheit.

In unserem Zeitalter der starken Schläge, der raschen Entscheidungen begreifen wir nicht, daß Friedrich Rothbart, der Gebieter über die Streit- kräfte des mächtigen deutschen Reiches, nicht mit einigen widerspenstigen lombardischen Städten und einem waffenlosen Papste rasch fertig ward; aber das erklärt sich aus der wunderlichen Wehrverfaffung und Kriegs­weise jener Zeit, welche die straffe Durchführung eines wohlüberlegten Kriegsplanes nicht kannte. Die deutschen Fürsten, ermüdet durch die anstrengende Winterbelagerung von Crema, begehrten heim und Friedrich mußte sie ziehen lasten, nur die Streitmacht der lombardischen Städte blieb bei ihm. So war er in diesem Jahre nicht im Stande, den Kamps gegen Mailand und dessen Bundesgenossen ernstlich aufzunehmen; durch Streifzüge wurde das Land jämmerlich verwüstet, die Obst- und Wein­gärten zerstört, die Dörfer verbrannt; viel Blut ward ohne Entscheidung in einer Menge kleiner Gefechte vergossen; Eingang 1161 trafen nach und nach wieder die deutschen Kriegsschaaren ein und Friedrich rüstete sich im Mai zu einem kräftigen Angriff auf Mailand.

Friedrich hatte geschworen nicht eher zu weichen, nicht eher die Krone zu tragen, als bis er die trotzige Stadt gebändigt; dennoch unternahm er diesmal nicht eine eigentliche Belagerung, wohl aber ward das Gebiet der widerspenstigen Mailänder mit Feuer und Schwert heimgesucht und zur Wüste gemacht; die Gefangenen starben am Galgen oder verloren die rechte Hand; alle Verbindung mit den Nachbarstädten ward durch die kaiserliche Streitmacht unterbrochen. Theuerung und Hungersnoth, und infolge dessen auch innere Spaltungen brachen in der übervölkerten Stadt aus. Dennoch hielt sie tapfer Stand; erst nach einer Umlagerung von acht Monaten, im Februar 1162, erschien eine Botschaft der Mailänder im kaiserlichen Lager und bat um Frieden; Friedrich verlangte Unter­werfung auf Gnade und Ungnade.

Am 1. März erschienen acht Consuln und acht Edle von Mailand, mit bloßen Füßen, das blanke Schwert auf dem Nacken und warfen sich nieder vor dem auf seinem Throne sitzenden Kaiser, und legten die Schlüssel der überwundenen Stadt zu seinen Füßen nieder. Nach diesem Vorspiele