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erschienen am 4. März zu Lodi an des Kaisers Hofhält dreihundert aus­erlesene Kriegsleute und legten dem zürnenden Gebieter 36 Fahnen zu Füßen. Wieder zwei Tage später sollte die große Menge der mailändischen Bürger in der demütigendsten Form ihre Unterwerfung an den Tag legen. In langen Zügen nahten die einst so trotzigen Mailänder, bar­haupt, barfuß, das Haupt mit Asche bestreut, den Strick um den Hals. Mehr als 100 Fahnen und eine große Menge Kriegstrompeten führte der traurige Zug mit sich, in seiner Mitte bewegte sich das Hauptfeld­zeichen Mailands, das Carroccio oder der Fahnenwagen; es war ein von Ochsen gezogener thurmartig sich aufbauender Wagen, auf welchem sich ein hoher Mast erhob, daran eine große Fahne den Ambrosius, den Schutzheiligen von Mailand in der Stellung eines Segnenden zeigte Da der traurige Zug Lodi nahte, saß der Kaiser zu Tische; im strömenden Regen mußten die Mailänder warten, bis es ihm beliebte, sie zu empfangen. Endlich erschien er auf seinem Throne in kaiserlicher Herrlichkeit, aber finster und zürnend; nochmals schmetterten die Posaunen von der Zinne des Fahnenwagens, als der Zug langsam am Kaiser vorüber wandelte. Der Reihe nach traten die Führer hervor, warfen sich zu Friedrichs Füßen zur Erde, legten vor ihm die Fahnen und Posaunen nieder; als endlich auch der Mast des Fahnenwagens mit dem Bilde des Schutzheiligen zur Erde niedersank, warf sich laut jammernd die ganze Schaar der Kriegs­leute und des Volkes zur Erde, mit ängstlichem Klageruf des Kaisers Erbarmen anstehend, und streckten ihm die Kreuzesbilder entgegen, die sie in den Händen trugen. Auch die deutschen Männer fühlten sich durch diesen Jammer auf's Tiefste bewegt; kaum ein Auge blieb thränenleer; nur der zürnende Kaiser verzog keine Miene und finsterer Ernst lag Un­heil verkündend auf seinem Angesicht; er entließ die Flehenden mit dem Bescheide, Gnade solle ihnen zutheil werden, soweit die Gerechtigkeit es gestatte; die Verkündung des Urtheils verschob er auf den folgenden Tag.

Am 7. März hob Friedrich zunächst die auf der Stadt lastende Neichsacht auf; zum Pfande des ferneren Gehorsams der Mailänder ließ . er Consuln, Rechtsgelehrte, Hauptleute und andere angesehene Männer festnehmen, 500 an der Zahl. Damit ihm und seinem Heere der Eintritt in die Stadt jeden Augenblick frei stehe, befahl er die Mauern an meh­reren Stellen auf größere Strecken niederzureißen; die ganze Bevölkerung mußte eidlich Treue und Gehorsam geloben. Damit aber war das Strafgericht noch nicht erschöpft; etliche Tage später kam der Befehl, die