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Stadt müsse binnen einer Woche von den Einwohnern völlig geräumt sein. Den unglücklichen Mailändern blieb nichts übrig als stummer Gehorsam; viele fanden in den benachbarten lombardischen Städten Auf­nahme; die große heimathlos gewordene Menge wurde zwei Meilen von der Stadt in vier nach den vier Himmelsgegenden gelegenen offenen Flecken angesiedelt, welche zu diesem Zwecke angelegt wurden.

Damit hatte wohl Friedrichs gekränkter Stolz geziemende Genug­thuung gehabt; aber sein durch die Widersetzlichkeiten vieler Jahre gereizter Zorn, die Erbitterung Reinalds von Dassel, die jahrelange Mißhandlung der Nachbarstädte Pavia, Como, Cremona, Lodi forderten völlige Rache. Am Tage der Räumung kehrte Friedrich von Pavia nach Mailand zurück und zog an der Spitze seines Heeres in die verödete Stadt ein, nicht durch das Thor, sondern durch eine Lücke der nieder­gelegten Mauer; in sechs Theilen wurde die Stadt den Bürgern der Nachbarstädte überlassen, welche nun, während die Deutschen unthätig zuschauten, ihrer Rachsucht frei den Zügel schießen ließen. Es ward Feuer in die Stadt geworfen, was die Flammen nicht zerstört hatten, gewaltsam niedergerissen. Die Gräben wurden theilweise ausgefüllt, ein Theil der Mauern und Thürme zerstört; das Ganze zu vernichten, war ein zu großes Werk, zu welchem sogar der Ingrimm der Feinde nicht ausreichte. Daß geplündert wurde, was noch zu plündern war, versteht sich von selbst; sogar in Kirchen und Kapellen geschah es; manches Kunstwerk ward hinweggenommen, manche Reliquie; die Gebeine der heiligen drei Könige, der Hauptschatz der Stadt, nahm Reinald von Dassel nach seinem Erzstift Köln mit. Die kirchlichen Gebäude selbst ließ man stehen, wenn sie gleich vielfach beschädigt wurden; der hohe Glockenthurm neben dem Dome wurde auf Friedrichs besonderen Befehl niedergebrochen, und beim Sturze des Bauwerkes ein Theil des Gebäudes selbst zerschmettert.

Eine ganze Woche währte das grausige Zerstörungswerk; es blieb zurück ein menschenleerer Trümmerhaufe, eingeschlossen von halbverschüt­teten Gräben, zerbrochenen Mauern; nur die Kirchen standen noch ver­wüstet inmitten der Trümmer. Friedrich Rothbart, nachdem er sich von der Gründlichkeit der Zerstörung überzeugt, kehrte 'nach Pavia zurück, wo er, nach langer Frist zum ersten Male wieder im Glänze der Krone, das Osterfest feierte.

Das war ohne Zweifel ein entsetzlich hartes Strafgericht; aber es erklärt sich aus der wahlberechtigten Erbitterung des Kaisers; dann darf