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man nicht vergessen, daß Mailand kein härteres Schicksal erlitt, als es früher den ihm widerstrebenden Städten hatte widerfahren lassen, daher auch Friedrichs eifrigste Helfer beim Zerstörungswerke die Bürger jener lombardischen Städte waren, die so unsäglich unter Mailands Gewalt­herrschaft gelitten hatten. Jedenfalls war die Wirkung dieses Strafgerichts zerschmetternd. Die bisher mit dem unglücklichen Mailand verbündeten oder Gleiches erstrebenden Städte Brescia, Piacenza, Genua, Bologna unterwarfen sich der kaiserlichen Allgewalt; in allen Städten, die sich nicht seit Jahren als kaisertreu erwiesen hatten, setzte Friedrich seine Gewalt­boten, Podesta, ein; die lombardische Freiheit war dahin, Oberitalien ein dem deutschen Reiche unterworfenes Land. Vor den kaiserlichen Streif- schaaren, die bereits bis in die Nähe von Rom vordrangen, flüchtete Alexander III. zu Schiffe nach Frankreich; Friedrich Rothbart selbst hielt ein ferneres Verweilen in Italien nicht mehr für nöthig; im Sommer 1162 kehrte er nach fünfjähriger Abwesenheit nach Deutschland zurück.

So verlockend der Traum einer kaiserlichen Obergewalt des deutschen Königs über die gesammte christliche Welt war, so nachtheilig Erschien derselbe im Grunde für Deutschland selbst; denn diejenigen Kaiser, welche jenes Ziel ernstlich ins Auge faßten, geriethen dadurch nicht blos in Zwiespalt mit der hochentwickelten Gemeindefreiheit der Italiener wie mit den Ansprüchen des Papstes, sie mußten auch dieser unsäglich schwierigen Aufgabe soviel Zeit, soviel Anstrengung widmen, daß darunter Kraft und Wohlstand von Deutschland schwere Einbuße erlitten. Während der Kaiser mit Aufbietung aller Kräfte des Reiches nur für die Dauer seiner eigenen Anwesenheit die Ruhe und den Gehorsam in Oberitalien aufrecht hielt, ging derweil in Deutschland alles drunter und drüber. Das natur­gemäße Wachsthum des deutschen Reiches nach Osten hin ward unter­brochen oder doch nur durch einzelne Fürsten für die Vermehrung der eigenen Macht, nicht der kaiserlichen Gewalt weitergeführt; im Inneren des Reiches rissen Fehdewesen und Gewaltthaten ein. So fand der aus Italien heimkehrende Kaiser diesseits der Alpen nur die gleich lästige Auf­gabe, zu strafen und Ordnung zu schaffen. Dazu kam, daß die deutschen oder lombardischen Beamten, welche Friedrich in Italien zurückgelassen hatte, durch schwere Steuern und Frohnden, durch unerschwingliche Er­pressungen und unerträgliche Gewaltthaten die aufgezwungene deutsche Herrschaft gründlich verhaßt machten; Reinald, des Kaisers oberster Stellvertreter, war mit seiner tiefen Erbitterung gegen die Lombarden