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eine bei allem Elend wunderbar glückliche Fügung des Himmels erschien es, daß der Kaiser selbst und seine Gemahlin lebend der italischen Glut­hitze mnd der verzehrenden Pest entrannen. So ging der jammervolle Zug rückwärts durch die Städte von Toscana, durch Siena, Pisa und Lucca, und hier trat die neue Schwierigkeit heran, wie man durch die Heerschaaren der empörten Lombarden glücklich über die Apenninen und Alpen gelangen sollte. Den Paß von Pontremoli, wo Friedrich die Apenninen zu überschreiten gedachte, fand er bereits von feindlichen Schaaren besetzt; an ein Erzwingen des freien Weges war kein Gedanke; westwärts ausweichend überstieg er unweit Genua das Gebirge und gelangte so über Tortona Mitte September glücklich nach dem getreuen Pavia, ge­rettet aus dringendster Gefahr, aber ohne Heer inmitten eines im vollen Aufstande begriffenen Landes.

Friedrich war durch all' dieses Mißgeschick nicht entmuthigt; sofort sprach er in feierlicher Versammlung auf's Neue die Reichsacht gegen die lombardischen Städte aus und begann, unterstützt nur durch die Städte Pavia, Novara und Vercelli, sowie einige kleine oberitalische Fürsten, den Kampf. Doch bald sah er sich mit seiner schwachen Streitmacht fast völlig eingeschlossen; die Städte des Veroneser und des Lombardischen Bundes vereinigten sich zu einem Gesammt-Bunde, welcher so gut wie ganz Oberitalien zwischen Alpen, Apenninen und Meer umfaßte; machtlos inmitten der tobenden Flut der nationalen Erbitterung mußte Friedrich endlich sein Heil in der Flucht suchen; den einzigen Sohn Heinrich über­ließ er der Hut des treuen Markgrafen von Montferrat; begleitet nur von seiner Gemahlin und dreißig Gewaffneten entwich er im März 1168 über den beschneiten Alpenpfad des Mont Cenis aus Italien. Noch in der Grenzstadt Susa bestand er eine letzte Fährlichkeit. Kaum war der Kaiser mit seinem geringen Gefolge in die Stadt eingeritten, als die Bürger die Thore schloffen und verlangten, Friedrich solle die letzten Geißeln der Lombarden, die er noch mit sich führte, freigeben. Dabei ward der Kaiser gewarnt, man bedrohe sein Leben. Dem Tode zu ent­gehen, verkleidete sich Friedrich als ein gemeiner Krieger und entkam so mit wenigen Begleitern Nachts aus der Stadt, während sein treuer Kämmerer Hartmann von Siebeneichen, dem Kaiser auffallend ähnlich, dessen Rolle weiter spielte. Als nun am andern Morgen die Mörder in das Haus eindrangen, fanden sie nur den treuen Kämmerer; er sowohl wie die Kaiserin Beatrix und das Gefolge des hohen Herrn wurden