210

befreite ihn der Papst vom Bann und gestattete das Erscheinen in Venedig.

Am Morgen des 24. Juli 1177 ward Kaiser Friedrich vom Dogen selbst in einem langen Zuge prächtiger Fahrzeuge in die wunderbare Jnselstadt geleitet, welche im glänzendsten Festschmncke prangte, überfüllt war von Fürsten, Geistlichen, Gesandten und zahllosem Gefolge. Unter Glockengeläute, mit Gesang und Musik, landete Kaiser Friedrich und zog durch die freudig bewegte Menge nach der Vorhalle der Markuskirche, wo ihn sein Widersacher durch so lange Jahre hindurch, Papst Alexander 111. erwartete. Als Kaiser Friedrich desselben ansichtig ward, legte er den Purpurmantel ab, schritt auf Alexander zu, fiel vor ihm nieder und küßte ihm die Füße. Mit Thränen in den Augen hob der Papst den vor ihm liegenden Kaiser auf, gab ihm den Kuß des Friedens und spendete ihm den Segen. Jubelnd fiel dasHerr Gott dich loben wir!" der tief­ergriffenen Menge ein; Alle erfüllte das Bewußtsein, daß der Welt nach vieljährigem Kampfe der Friede wiedergegeben sei.

Versöhnt wanderten nun Kaiser und Papst in die Kirche; Friedrich führte Alexander III. zum Altar, legte reiche Geschenke zu seinen Füßen nieder und empfing nochmals den Segen. Bei dem Festgottesdienst am nächsten Tage diente Friedrich in der bescheidenen Kleidung eines Thür- stehers dem Papste, küßte ihm nach der Predigt abermals die Füße, hielt ihm beim Aufsteigen den Bügel und führte das Pferd eine Strecke weit am Zügel, bis ihn Alexander mit seinem Segen entließ.

Am 1. August beschwor dann Friedrich in feierlicher Versammlung die Friedensbedingungen, zwölf Fürsten des Reiches mit ihm. Ebenso schworen die Bevollmächtigten des Normannenkönigs und der Lombarden. Damit war der lange Streit erledigt, wenn auch theilweise nur durch einen Waffenstillstand. Zur Erledigung mannigfacher Staatsgeschäfte blieb Friedrich noch mehrere Wochen in Venedig. Am 13. September kehrte er nach Navenna zurück, vom Papste mit dem Kusse des Friedens entlassen. Bis in den Sommer 1178 verweilte Friedrich dann noch in Dberitalien, ging darauf nach Burgund und betrat nach vierjähriger Abwesenheit im Herbst 1178 wieder den Boden Deutschlands.

Friedrich Rothbart hatte seine gewaltigen und gewaltsamen Pläne gegen die Freiheit der italienischen Städte nicht durchführen können; er verzichtete nicht auf seine kaiserlichen Rechte, aber er beschränkte fortan seine Ansprüche auf das Durchführbare und Billige; sein nächster Gedanke