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erstürmten mit gewaffneter Hand die Bergpässe und gelangten so bis nach Adrianopel, in dessen Umgebung man den Winter 1189 auf 90 verweilte. In dieser Zeit ward der lange Hader beendet durch einen feierlich be- schworenen Vertrag, demzufolge Kaiser Jsaak die widerrechtlich Gefangenen zu entschädigen, Lebensmittel zu liefern und die zur Ueberfahrt erforder­lichen Schiffe zu stellen versprach; seine Tochter Irene verlobte er mit Philipp, dem dritten Sohne Friedrichs des Rothbartes.

Sieben Tage dauerte im März 1190 die Ueberfahrt über den Helles- pont. Man zählte 82,000 Pilger; Friedrich selbst war der letzte, welcher den Boden Asiens betrat mit den Worten:Liebe Vrüder, seid getrost, das ganze Land ist in unsern Händen!" Doch fingen hier die Schwierigkeiten der Kreuzfahrt erst recht an; es fehlte an Lebensmitteln und man mußte unter steten Scharmützeln den Durchzug erkämpfen. Kilidsch Arslau, Sultan von Jkonium, dessen Land man darnach betrat, hatte zwar Freundschaft gelobt, aber er hielt sein Wort nicht oder war nicht im Stande, die Seinen im Zaume zu halten. Stets umschwärmt von tür­kischen Reitern, kamen die Pilger in wüste wasserlose Gegenden, in unweg­same Gebirge; von Hitze und Durst gequält, stets kämpfend, Tag und Nacht in Athem gehalten durch die nahen Feinde, schritt das Heer nur langsam vorwärts; der Mangel ward so arg, daß man Pferdefleisch und Pferdeblut trank. Aus diesen Zeiten der Noth wird die sagenhafte Geschichte jenes schwäbischen Ritters berichtet, welcher in der Einsamkeit von einer überlegenen Schaar türkischer Reiter angegriffen, dem Pferde des Nächsten zuerst mit einem Streich beide Vorderfüße abhieb, sodann mit einem zweiten den Reiter von dem Wirbel bis auf den Sattel spaltete. Es erschienen damals Voten des Sultans und verhießen Frieden, wenn jeder der Pilgrime einen byzantinischen Goldgulden bezahle. Friedrich aber antwortete:Ein Kaiser der Deutschen pflegt Zins zu empfangen, nicht zu geben. Mit der Hilfe Gottes, für welchen wir streiten, soll uns das Schwert einen sicheren Weg bahnen. Doch wollen wir Eurem Herrn freiwillig Geschenke darbringen. Da nehmet diesen Pfennig, die aller- schlechteste und geringste Münze unter der Sonne und ein Abbild des Sultans von Jkonium." Die Gesandten eilten mit furchtbaren Drohungen hinweg.

Es folgten nun es war Mitte Mai 1190 mehrere Tage er­bitterten und mannigfach schwankenden Kampfes um den Besitz der Stadt Jkonium; mehrmals schien es, als ob die Kreuzfahrer vor der Ueberzahl