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die Führung, aber auch er erlag ein halbes Jahr später vor der Feste Alton der Krankheit. Die kaiserliche Leiche mochte oder konnte man in der Sommerhitze nicht weiterführen; es geschah wie in dem Unglücksjahre 1167; man nahm Eingeweide und Hirn heraus, schied durch Kochen das Fleisch von den Gebeinen, und setzte jene leichtverweslichen Reste bei in der nächsten christlichen Stadt, die man erreichte, in Antiochia; die Gebeine aber in Tyrus. Das deutsche Volk aber glaubte nicht, daß der Held gestorben sei, welcher fast 40 Jahre lang ruhmvoll die Krone getragen; es erging ihm wie andern Helden, wie Karl dem Großen; Friedrich ward, so erzählt die Sage, entrückt in den Kyffhäuserberg, auf dessen Haupt und Abhang noch jetzt die Trümmer zweier Kaiserburgen an die alte Zeit mahnen. Dort im Berge sitzt er am Steintisch, um welchen sein feuriger Bart im Ring herumwächst und harrt auf die wiedererstandene Herrlichkeit des Reiches. Eine schöne sinnvolle Sage. Aber gottlob, der alte Kaiser darf sich jetzt zur Ruhe legen; das deutsche Reich ist wiedererstanden, mächtiger, einiger und freier, als es Friedrich der Rothbart geschaut.

Von dem täglichen Leben und Wesen Kaiser Friedrichs ist uns nicht viel überliefert. Wir wissen, daß er an den Geschichtsbüchern, welche die Begebenheiten seiner Zeit darstellten, Freude hatte. Zu einer Pflanzstätte der Dichtkunst, wie man wohl gemeint hat, war Friedrichs stets wandern­der, oft jahrelang durch Krieg oder Staatsgeschäfte in Italien und Bur­gund festgehaltener Hof nicht gerade geeignet; doch fällt in sein Zeitalter der Beginn des höfischen Minnegesangs, welcher damals von den Franzosen herüberkam. Des Kaisers Macht und Größe ist noch zur Stunde ersichtlich aus den spärlichen Trümmern jener stolzen Pfalzen, die er zu Gelnhausen, Hagenau, Kaiserslautern, Kaiserswerth und an andern Orten erbauen ließ. Jener bezeichnenden Züge, wie wir sie so zahlreich aus Karls des Großen Leben überliefert erhalten haben, besitzen wir nur wenige; etliche aus dem letzten Kreuzzuge sind früher mitgetheilt, zwei andere mögen noch hier ihre Stelle finden. Einst bewarben sich zwei Herren, von denen der eine reich, 'einschmeichelnd und bösartig, der andere arm, blöde und ehrlich war, um eine Abtei. Es geschah, daß Friedrich von dem ersten durch ein großes Geschenk gewonnen, nachmals durch getreue Freunde belehrt wurde, daß er einem Unwürdigen das Amt verheißen habe. Dieser Fehl mußte gebessert werden. Als demnach der Kaiser in dem Wahlkapitel saß, begehrte er von dem reichen und schlechten Manne, der schon die Abtwürde als sein eigen betrachtete, eine Nadel. Der Mönch wurde verlegen, denn