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Die Trichterblüthen der Winde sind mitunter rein weiß, manchmal rosa gestreift, mitunter selbst gänzlich rosenroth. In manchen Gegenden nennt man die Ackerwinde „Mutter Gottes Trinkgläschen" und hat die rosenrothen Streifen der Blumen zu einer Legende benutzt. Diese erzählt: „Ein Fuhrmann blieb mit einem Fuder Rothwein in einem schlechten Feldwege stecken und konnte trotz aller Anstrengungen der Pferde nicht weiter. Auf sein Flehen erschien ihm die Mutter Gottes und half ihm aus der bösen Stelle heraus. Der Mann wollte sich dankbar zeigen und der freundlichen Helferin einen Trunk Wein anbieten, da er aber kein Trinkgefäß besaß, nahm er vom Felde eine weiße Windenblüthe, füllte sie mit Rothwein und bot sie der Mutter Gottes an. Hiervon behielt die Blume für alle Zeiten die weinrothen Streifen."
Der Gauchheil (Fig. 7), ein Verwandter des Himmelschlüsselchens, kommt sonderbarer Weise ebensowohl mit mennigrothen wie mit himmelblauen Blumen vor und trägt kugelrunde kleine Fruchtkapseln. Wegen dieser Fruchtform schrieb man dem Kräutchen heilsame Wirkungen bei Krankheiten des Kopfes, besonders bei Geistesstörungen zu und nannte es danach Gauchheil, d. h. Heilmittel gegen Wahnsinn, Narrheit und Melancholie. Wegen der rothen Vlüthenfarbe galt der Gauchheil früher auch als blutstillendes Mittel und zwar behauptete man: „Er stille das Blut so vortrefflich, daß man es nur Jemand, dem zur Ader gelassen worden, in die Hand zu geben brauche, um dem Fließen des Blutes Schranken zu setzen." Bei trübem Wetter und herannahendem Regen schließen sich die kleinen Blumen und deshalb bezeichnete man das Pflänzchen auch als des „Schäfers" oder „armen Mannes" Wetterglas.
Zielte Dilk um uull mäkle.
Von
Thelüa b. Eumgert.
Reisebericht VI.
Dinglingen.
Mach kurzem Aufenthalt in Straßburg habe ich unser wiedergewonnenes Stück Deutschland verlassen und bin wieder im alten Reiche, jetzt in dem kleinen Oertchen Dinglingen. Ich hatte nicht die Absicht hier einen Aufenhalt zu machen, man hatte mir gesagt ich würde wohl mit