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Ningel-Ringel-Rosenkranz, bildeten einen Kreis und Elfe sang dazu. Das sah der Graf manchmal und freute sich mit den Kindern und ein Gast vom Schlosse sagte einmal zum Grafen:Der Kreis ist ein schöner Ring, die Dorfkinder bilden den Reif und die Comteßchens bilden den Edelstein dazu." Der Vergleich gefiel Elfe, aber sie dachte bei sich: Ja, die Graf­zwillinge glänzen für's Auge, wie die Edelsteine am Ringe des Herrn Grafen; sie müssen aber auch im Herzen wie Edelsteine werden, daß sie immer durch Frömmigkeit glänzen vor den Dorfkindern und gutes Beispiel geben, denn diesen Kindern sitzt viel Thorheit im Herzen.

Eines Tages brachten ein paar Knaben den Grafzwillingen ein Vogel­nest mit vier allerliebsten kleinen Eiern und die Zwillinge freuten sich sehr darüber; aber Else sagte:Aber Jungens, was habt Ihr gethan! Ihr habt den Vogeleltern ihre Eier genommen, das müßt Ihr nie wieder thun. Jetzt fliegen die armen Vogeleltern klagend von Baum zu Baum und suchen ihr mühsam gearbeitetes Häuschen und die schönen Eier, aus denen ihre kleinen Vögelchen sich Herauspicken sollten. Die Vogeleltern sind nun traurig, Niemand giebt ihnen ihre Heimath wieder, Niemand bringt ihnen ihre Kinder. Und wißt Ihr denn nicht, daß die Vögel alle dem lieben Gott gehören und daß nichts, was er geschaffen hat, muthwillig zerstört werden soll? Niemand hat einen Nutzen davon, wenn man Vogelnester ausnimmt, aber Schaden thut man, denn die Vögel sind nützliche Thiere, sie vertilgen die Raupen, welche den Bäumen die Blätter zerfressen; der liebe Gott hat sie also gerade zum Nutzen der Menschen bestimmt und er ist allgegen­wärtig, er sieht es und zürnt, wenn man die Nester zerstört."

Die Knaben hörten verlegen zu, sie wußten wohl, daß Else recht hatte, doch einer erwiderte: 'Die Grafzwillinge freuen sich über das Nest!"

Aber die Zwillinge freuten sich nicht mehr, nur einen Augenblick hatten sie gejubelt; doch sie hatten Else's Klage verstanden und sie weinten, indem sie sich den Jammer der Vogeleltern vorstellten.

Ein anderes Mal sah Else, daß eine Katze von Bauerjungen gequält wurde, sie hatten Scherben an ihren Schwanz gebunden, die klapperten bei jeder raschen Bewegung des Thieres, und dies rannte wie närrisch um sich selbst herum, um den eigenen Schwanz zu fangen und sich von dem quälenden Anhang zu befreien. Else sprang zu dem armen Thiere hin, löste die Scherben von ihm ab und sagte zu den Knaben:Ich bitte Euch, Jungens, macht so etwas nie wieder, denn das will der liebe Gott