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ihre Beete mit ihnen, immer hieß es: das sind alles Gottes Gewächse, der Mensch soll sie benutzen, wenn sie unter seiner Pflege gereift sind; aber das darf er nie vergessen, seine Pflege allein hilft nicht, der Segen muß von Gott kommen. Wenn die Gartenfrüchte geerntet waren, trugen die kleinen Mädchen sie mit ihrer Elfe in's Dorf zu alten, schwachen Leuten.

Else mußte viele Geschichten erzählen; aber am liebsten hörten die Kinder die Märchen von Nothkäppchen, von Aschenputtel und Schnee­wittchen. Diese Märchen wußten die kleinen Zuhörer bald selbst zu er­zählen und wenn der Vater sie bei sich hatte, dann fragten sie oft:Willst Du die Geschichte vom Nothkäppchen, vom Aschenputtel oder Schneewittchen hören?" Und der Vater wollte gern alles hören, was die kleinen lieblichen Mädchen ihm vorplauderten.

Der Graf war mit dem körperlichen und geistigen Gedeihen seiner Töchter wohl zufrieden und er belohnte die alte Kinderfrau für ihre treff­liche Pflege. Er belohnte auch das junge Kindermädchen, aber in anderer Weise als die alte Pflegerin. Er beobachtete scharf und wußte wohl, was Else für die Gemüths- und Verstandesbildung der kleinen Mädchen that. Die alte Kinderfrau bekam ein hohes Gehalt. Else, das einfache Bauermädchen, bekam weniger, der Graf wollte sie nicht hochmüthig machen. Dagegen zahlte der dankbare Vater jährlich eine Summe in die Spar­kasse für Else, sie wußte das nicht, das Geld sollte sie einst erhalten, wenn sie aus seinem Dienste treten würde, um zu heirathen. Zu heirathen?

Ja, Else hatte Freier; aber sie hatte bisher alle abgewiesen, denn sie wollte die Kinder nicht verlassen, denen sie strebte eine Schwester Jo­hanna zu sein. Doch nein, alle Freier wies Else nicht zurück, der junge Gärtner, der Gehilfe des gräflichen Kunstgärtners war ihr gar lieb, dem hatte sie gesagt, wenn er warten wolle, könne sie vielleicht einst doch Frau Gärtnerin werden, nämlich wenn die Zeit kommen würde, wo die Kinder, eine gelehrte Schwester Johanna haben müßten, die französisch reden und Musik machen könnte.

Der Graf sprach zuweilen von der Zukunft und daß Maria und Martha eine Erzieherin erhalten, vielleicht auch in eine große Stadt in Pension kommen würden; aber so lange als möglich ließ er sie im Ver­kehr mit dem wunderbar begabten Dorfmädchen und in der frischen Land­luft. Er ließ Spiel- und Lehrmittel kommen, wie sie benutzt werden in