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Elfe hatte viel Mühe mit sich selbst, um die zwei großen Wahrheiten zu verarbeiten. Ihre Gedanken waren auch so sehr durch diese für ihr Inneres wichtigen Verhältnisse gefesselt, daß äußere Dinge im Augenblick wenig in Betracht kamen. Wo sollte sie sich hinbegeben? Einen neuen Dienst suchen, oder sich schnell entschließen und des Gärtners Frau werden? Des Gärtners Frau? Nein, dazu konnte sie so eilig sich nicht bestimmen lasten. Der junge Mann war ja auch erst Gehilfe, er suchte eine An­stellung und sie konnten ja warten. Elfe war wenig Jahre über zwanzig, er nur vier Jahre älter als sie. Elfe hatte auch ihre Ausstattung noch lange nicht fertig. Der Graf hatte ihr zwar zu Weihnachten stets Wäsche und Bettzeug geschenkt, aber genäht war noch nicht alles, es mußte auch noch Manches angeschafft werden; dazu konnte sie noch im neuen Dienst Geld erwerben, denn was in der Sparkasse für sie lag und das der Graf ihr nun überwiesen hatte, das sollte als Kapital liegen bleiben. Da Elfe zögerte des Gärtners Frau zu werden, trat der Pflegebruder Klaus mit einem Heirathsantrag an sie heran, er hatte schon immer davon geredet, daß er Elfe für sich haben möchte; aber Elfe hatte den Gedanken weit von sich gehalten. Klaus war Maurer geworden, wie sein Vater; aber er lebte nicht im Dorfe, er hatte sich in der nahen Stadt eingemischet und arbeitete dort. Grete war in derselben Stadt in einem Dienst, der Vater Maurer lebte allein, denn seine Frau war todt. Der Vater hatte sich ein einzelnes Stübchen mit Kammer gemiethet, das war seine Heimath; da besuchten ihn auch seine Kinder zuweilen und Elfe besuchte ihn oft an Sonntagen; aber er war wenig zu Hause, er ging auf Arbeit aus in die Nachbarschaft und kam gewöhnlich nur Sonnabends nach Hause, um den Sonntag dort zu bleiben und Montag wieder auszuwandern. Im Winter freilich konnten die Maurerarbeiten nicht fortgesetzt werden, dann unter­nahm er was sich bot, um Tagelohn, er. war rüstig und nicht arbeits­scheu. Donnerwetter!" sagte er oft,das müßte toll zugehen, wenn ein Mensch verhungerte, der gesund ist und arbeiten will." DasWettern" hatte sich Else's Oheim doch nicht abgewöhnt, obgleich er es dem zarten Kinde versprochen; aber Elfe hatte sich daran gewöhnt, sie merkte dann später, der Oheim meine es mit der Redensart nicht so böse, sie sei Gewohnheit geworden. Der Oheim war ein gutherziger Mann, auch fleißig und er hatte rechtschaffene Ansichten, nur hatte er nicht verstanden seine Kinder gut zu erziehen, er und seine Frau waren theils zu streng, theils zu nachsichtig gewesen, sie hatten den Kindern auch nicht gute